Social Media :Außer Reichweite

Facebook testet in sechs Ländern - unter anderem in Bolivien und Kambodscha - eine neue Variante seines Newsfeeds. Nachrichten werden dort testweise in einem eigenen, separaten Kanal einlaufen, dem sogenannten "Explore Feed".

Wie Inhalte im Internet für Menschen in Bolivien oder Kambodscha aussehen, gehört normalerweise nicht zu den Dingen, über die sich Verleger aus Europa oder den USA vertiefte Gedanken machen. Wenn es aber nicht um das Internet im Allgemeinen, sondern um Facebook, und auch nicht um alle Inhalte, sondern ganz konkret um Nachrichten geht, und die plötzlich schwerer zu finden sind, ist die Aufmerksamkeit groß.

Seit einigen Tagen testet Facebook in sechs Ländern - unter anderem in Bolivien und Kambodscha - eine neue Variante seines Feeds: In diesen Ländern werden Nutzern zunächst nur noch Posts von Freunden oder von Werbekunden angezeigt; Nachrichteninhalte sind in einen eigenen Kanal verbannt, den sogenannten "Explore Feed". Ein slowakischer Journalist berichtete in einem Blogpost, dass die Reichweite vieler Seiten in seinem Land seitdem um bis zu zwei Drittel gesunken sei, die 60 wichtigsten Facebookseiten slowakischer Medienhäuser würden noch nur ein Viertel der Kommentare oder Likes verzeichnen.

Für viele Medienhäuser gehört Facebook inzwischen zu den wichtigsten Wegen, um Leser im Netz zu erreichen; dementsprechend schnell verbreitete sich der Erfahrungsbericht. Dass bei Facebook ausschließlich Facebook bestimmt, wer was wann zu sehen bekommt, ist bekannt, aber selten sind die Auswirkungen so deutlich zu spüren.

Facebook selbst beeilte sich, klarzustellen: Alles nur ein Test, und es gebe "derzeit" auch keine Pläne, den Test auf andere Länder auszuweiten, teilte das Unternehmen am Montag mit. Man wolle nur ausprobieren, ob die Nutzer getrennte Seiten für private und öffentliche Inhalte vielleicht lieber mögen. Verleger dürfte diese Aussage nicht sehr beruhigen.

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