Sigmar Gabriel im ZDF-Interview:Er kann auch anders

Was nun, Herr Gabriel?

Sigmar Gabriel gibt sich dieses Mal versöhnlich im ZDF-Interview

(Foto: Jürgen Detmers)

Nur drei Tage nach seinem denkwürdigen Interview im "heute-journal" muss Gabriel im ZDF schon wieder Rede und Antwort stehen. Der SPD-Politiker gibt sich versöhnlich. Die Moderatoren Bettina Schausten und Peter Frey lassen es sich allerdings nicht nehmen, noch einmal die brisante Frage zu stellen.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Man kann die Dinge ja häufig gar nicht so hübsch planen, wie sie dann kommen, das gilt auch für Sigmar Gabriel und das ZDF. Am Donnerstag erst hatte er dem Sender ein denkwürdiges Interview gegeben, und nun, am Montag, stand er ihm schon wieder Rede und Antwort. Das war zwar schon vor dem Duell zwischen dem SPD-Vorsitzenden und der Heute-Journal-Moderatorin Marietta Slomka verabredet worden - da aber die Erregung über dieses Gespräch auch am Montag noch nicht ganz abgeklungen war, versprach Gabriels nächster Auftritt im ZDF durchaus ein bisschen mehr Spannung als gewöhnlich.

Unter der Überschrift "Was nun, Herr Gabriel?" durften diesmal Bettina Schausten und Peter Frey die Fragen stellen, und selbstverständlich begann es mit der Feststellung, dass Gabriels letzter Auftritt im ZDF "für ordentlich Furore gesorgt" habe - ihr Eindruck, so Frau Schausten, sei gewesen: "Die Nerven lagen schon ziemlich blank bei Ihnen." Ob es denn "so eng" sei mit dem Mitgliederentscheid? Antwort Gabriel: "Ich bin jetzt gar nicht so sicher, bei wem von uns beiden die Nerven blank lagen, ob bei Frau Slomka oder bei mir." Er grinste dabei ziemlich gelassen, und an dieser entspannten Grundhaltung änderte sich das gesamte Interview hindurch nichts mehr. Wer auf eine Art Rückspiel gehofft hatte, wurde enttäuscht.

Einen Rückblick auf den Donnerstag aber gab es schon, zumindest kurz. Da fragte Schausten, ob Gabriels ruppiger Auftritt "ein Stückchen auch kalkuliert" gewesen sei, schließlich habe er so "die Reihen geschlossen" - woraufhin Gabriel, wieder grinsend, antwortete, so etwas sei ihm "wesensfremd". Um dann doch klarzustellen, dass seine Darbietung "natürlich nicht" kalkuliert gewesen sei: "Das war ein spontanes Interview." Und damit hatte es sich dann auch mit der Rückschau.

Wobei es sich die Moderatoren nicht nehmen ließen, die von Slomka so ausdauernd thematisierte Frage zu stellen, ob es zulässig sei, die SPD-Mitglieder über den Eintritt in die große Koalition entscheiden zu lassen. Den Hinweis auf vermeintliche verfassungsrechtliche Bedenken sparten sie sich allerdings, was zur entspannteren Stimmung beigetragen haben dürfte.

Leicht verwirrend wurde es am Ende, als der Parteichef erklären sollte, warum er erst nach dem Mitgliedervotum verraten will, wer welches Ministerium besetzt. Da sagte er, die SPD habe "über die Personalbesetzung nicht geredet und nicht entschieden". Und weiter: "Die Ressortliste ist zwischen den Parteivorsitzenden besprochen worden, aber wir haben keinerlei Personal beredet." Er handhabe das so, weil ihn seine Parteifreunde darum gebeten hätten - von ihm aus hätte es auch anders laufen können: "Ich hätte die Ressort- und die Namensliste auch nennen können."

Das wiederum setzte ja voraus, dass er die Namen schon kennt. Aber dann sagte Gabriel, dass er noch nicht einmal entschieden habe, ob die SPD das Finanzministerium besetzt. Und auf die Frage, ob er sich selbst für einen Posten entschieden habe: "Nein. Deshalb nicht, weil ich mit anderen darüber sprechen will." Das wolle er am 14. Dezember tun. Womit eine Frage blieb: Was denn nun?

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