"Sharknado 3"-Filmkritik:Und der Haifisch, der hat Macken

"Sharknado 3"-Filmkritik: Warum in "Sharknado 3" Haie über Amerika fliegen, weiß kein Mensch. Nicht mal der Superheld (gespielt von Ian Ziering).

Warum in "Sharknado 3" Haie über Amerika fliegen, weiß kein Mensch. Nicht mal der Superheld (gespielt von Ian Ziering).

(Foto: SYFY)

Achtung, Spoiler!

Von Ruth Schneeberger

Der Held rennt, immerzu. Gleich zu Beginn von "Sharknado 3" muss sich Fin Shepard mit stark angespannten Gesichts- und Bauchmuskeln wieder ordentlich sputen. Diesmal ruft das Weiße Haus, und obwohl der Secret Service ihn begleitet und jedes Kind auf der Straße mittlerweile seinen Namen kennt, muss er doch nochmal aus dem Autodach klettern und irgendwie an den Schützen vorbei, die den Präsidenten aggressiv bewachen.

Eigentlich soll dem blonden Hünen Fin (gespielt von Ian Ziering) zu Beginn des dritten Teils des Kultfilmreihe ein Orden für seine Tapferkeit verliehen werden. Schließlich hat er die Menschheit in den ersten beiden "Sharknado"-Filmen 2013 und 2014 vor mehreren mit wild gewordenen Haien angereicherten Tornados gerettet. Doch natürlich fliegen zur feierlichen Zeremonie schon wieder Haie durch das Dach, stürzen sich gierig auf die schönsten Frauen und die wichtigsten Männer - und der Held muss sich schon wieder durch den Hairegen kämpfen. Diesmal an der Seite des Präsidenten höchstpersönlich. Überaus nützlich ist ihm dabei die gerade verliehene goldene Kettensäge, mit der sich Haie prima halbieren lassen.

Mehr "God bless America" geht nicht

Der Präsident (gespielt von Mark Cuban) erinnert wegen seines mächtigen Kinns ein bisschen an eine jüngere Hollywoodversion von Außenminister John Kerry und sagt: "Jetzt greifen sie mein Haus an. Diesmal ist es persönlich."

Der US-Präsident gilt in Actionfilmen traditionell als schützenswertester Mensch des Universums. Und wenn der noch vor dem Vorspann zusammen mit unserem Superhelden im Weißen Haus auf beißende Tiermonster ballern muss, zwischendurch mit einer Handgranate einen Hai in der Luft zerplatzen lässt, während sein Kompagnon einem Angreifer eine Lincoln-Büste in den Schlund stopft und das allerletzte Tiermonster aus dem aktuellen Hairegen mit vereinten Kräften mittels US-Flagge aufgespießt wird - dann weiß der Zuschauer, wessen Stündlein hier geschlagen hat: "Sharknado" ist auch deshalb zum Kultfilm avanciert, weil er eine schöne Satire auf die gängigen Actionfilme ist. Die ja wirklich zu solchen Mitteln greifen - nur eben ernst gemeint. Mehr "God bless America" geht nicht.

"Sharknado 3" ist, wie seine Vorgänger, ein großer Spaß. Ex-Serien-, Ex-Kino- und Ex-Filmstars wie Ian Ziering (bekannt aus Beverly Hills 90210), Tara Reid ("American Pie") und Bo Derek ("Tarzan") sprechen dümmliche Dialoge, die nur dazu dienen, die Zeit zwischen den Hai-Tornados zu überbrücken. Warum um Gottes Willen diese Monster, die im Film nicht mal aussehen wie Tiere, sondern eher wie kleine Bomben mit Zähnen, in ameisenhafter Anzahl und Eifrigkeit so wütend wie regelmäßig über diverse Teile Amerikas regnen, weiß kein Mensch. Nicht mal der Superheld.

"Sharknado 3"-Filmkritik: Tara Reid ist auch wieder dabei und muss dümmliche Dialoge sprechen, um die Zeit zwischen den Hai-Tornados zu überbrücken.

Tara Reid ist auch wieder dabei und muss dümmliche Dialoge sprechen, um die Zeit zwischen den Hai-Tornados zu überbrücken.

(Foto: Syfy)

Auch technisch ist das so schlecht gemacht, dass die Hai-Tornados zwar wild und ungestüm, aber immer wie Comic-Szenen innerhalb des Filmes wirken. Mal sind die Haie so klein wie ein Unterarm, mal so groß wie die Freiheitsstatue. Über ihre Motive wie über das merkwürdige Zusammentreffen zwischen Sturm und Tier wird nichts bekannt - sie sind einfach der Feind, und sie sind böse. Diese Schwarzweißmalerei gibt es auch in vielen ernstgemeinten US-Filmen, nur nicht so überdeutlich.

Helden in Zeitlupe und in Unterwäsche

Weil das alles so wunderbar absurd ist, wurde der erste Teil der Filmreihe aus der B-Movie-Schmiede "The Asylum" unter Regie von Anthony C. Ferrante 2013 über Twitter und soziale Netzwerke zum Kult. Und weil die satirischen Filmkritiker Oliver Kalkofe und Peter Rütten diesen Kult auf Tele 5 als "schlechtesten Film aller Zeiten" weiter befeuerten, dürfen sie in Teil drei jetzt auch mitspielen. Wenn auch nur als schlechte Statisten in der Achterbahn, ohne Sprechrolle.

"Sharknado 3"-Filmkritik: Wiedersehen mit David Hasselhoff: In "Sharknado 3" spielt er den Senior-Helden, Vater des Superhelden, zufällig mit besten Verbindungen zur Nasa.

Wiedersehen mit David Hasselhoff: In "Sharknado 3" spielt er den Senior-Helden, Vater des Superhelden, zufällig mit besten Verbindungen zur Nasa.

(Foto: Syfy)

Eine weitaus größere Rolle kommt einem anderen Publikumsliebling zu, der gerade in Deutschland als Trashikone verehrt wird: David "The Hoff" Hasselhoff. Als Vater des Helden und ehemaliger Astronaut hat er natürlich noch beste Verbindungen zur Nasa und rückt den Tornado-Haien an der Seite seines unermüdlichen Heldensohnes als gealterter Hero auf die Pelle. Das erinnert an den Vater-Schwiegersohn-Konflikt zwischen Bruce Willis und Ben Affleck in "Armageddon" - und nicht umsonst sieht Fin Shepard in jedem neuen Sharknado-Film ein bisschen mehr aus wie Alltime-Held Bruce im Unterhemd.

Bruce Willis war der erste, der die üblichen Ballerfilme und Actionspektakel mit trübem Blick und müdem Grinsen zumindest ein bisschen ironisierte und sich selbst als Held nicht mehr todernst nahm - "Sharknado" treibt gleich das ganze Genre auf die Spitze, und kommt auch deshalb so gut an. Wenn schon sinnloses Rumgeballere und hysterisches Gekreische alle paar Minuten und all die lebensbedrohliche Action wegen eines Feindbildes, das nicht mal geklärt ist, dann bitteschön auch richtig übertrieben - und ohne Angst vor unnötigem Sinnzusammenhang.

Ein paar wunderbar absurde Szenen

Ein bisschen Lovestory darf auch nie fehlen: Die zweitschützenswerteste Person auf dem Planeten ist traditionell die Frau des Helden (Tara Reid ist, um das zu steigern, diesmal auch noch schwanger), die gemeinsame Teenie-Tochter hat zu allem Überfluss ihr Handy im Freizeitpark verloren, wo aus Showattrappen echte Killerhaie werden. Und die ehemalige Kellnerin Nova aus dem ersten Teil ist jetzt zur Haikillerbraut mit unfassbarem Ausschnitt mutiert, damit auch Sexiness jederzeit omnipräsent ist. Merke: Wenn ein Hai an die Scheibe eines Kampffliegers klopft, stürzt dieser ab - und unsere beiden Helden Fin und Nova steigen Sekunden später aus den Trümmern dieses Flugzeugs aus einem Fluss an Land - in Zeitlupe und in Unterwäsche, natürlich.

Wer immer noch daran zweifelt, dass das alles nicht ernst gemeint ist, weil "Sharknado 3" zwischendurch ein bisschen so tut, als sei er ein echter Actionfilm, der achte auf Novas verliebten Assistenten: Er wird nicht, wie die anderen unzähligen Opfer, einfach so gefressen. Sondern er robbt sich minutenlang auf dem Dach seines Haikillermobils dem berühmten roten Knopf entgegen, den auch amerikanische Präsidenten in US-Filmen bekannterweise nur drücken müssen, um große Teile der Welt zu zerstören. Auf diesem Weg werden ihm von diversen Haien erst beide Beine und dann beide Arme abgehackt, so dass ihm nur noch sein Gesicht bleibt, um den Todesknopf zu drücken.

Ekel-, Liebes-, -Action- und Horrorszenen ins Absurdestmögliche gesteigert bei gleichzeitigem Versuch, einen massenkomtapiblen Film zu drehen - wer sowas mag, der wird auch "Sharknado 3" lieben. Der Rest schaut - völlig zu Recht - lieber Arte oder Tagesschau.

"Sharknado 3 - Oh Hell No!" lief vergangene Woche in den USA an und feiert kommenden Donnerstag (23.7.) Deutschland-Premiere in Berlin - allerdings nur für einen ausgewählten Fan-Kreis. Gleichzeitig zeigt der Bezahlsender SyFy um 20.15 Uhr die deutsche Premiere, und am Tag darauf das komplette "Sharknado"-Programm mit allen drei Filmen. Im September läuft Teil drei bei Tele 5, genauere Daten wie auch die DVD-Veröffentlichung und der Kinostart wurden noch nicht bekanntgegeben.

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