Serientipps:Diese Serien sollten Sie 2016 gesehen haben

In diesem Jahr sind so viele neue Serien erschienen wie niemals zuvor. Weil kein Mensch alle sehen kann: zehn Tipps zum Nacharbeiten in der Weihnachtszeit.

1 / 10

Tempel

Tempel

Quelle: ZDF und Christian Stangassinger

Die erste eigene Drama-Serie von ZDF Neo ist hart, düster und ernst, das Gegenteil des deutschen Heile-Welt-Fernsehens. Ken Duken spielt Mark Tempel, einen im Grunde sehr liebenswerten und sanftmütigen Kerl, der sich aus der Not heraus mit zwielichtigen Bekannten einlässt und zu einem Rächer der von Gentrifizierung bedrohten Berliner Eingeborenen wird. Bei Tempel sind das Zuhälter und Drogendealer, die sich über "körnerfressende Yoga-Fotzen" auslassen. Das alles wird in rasantem Tempo erzählt, weil die Macher auch noch allerlei schwere gesellschaftliche Themen anschneiden möchten, von der Teenager-Schwangerschaft bis zur Sterbehilfe. Viel zu schade, um es nur dem Publikum des kleinen Spartensenders zu zeigen.

Geeignet für: alle, die sich nicht nach Neukölln trauen, aber es sich vom Sofa aus gerne ansehen. Und alle, die keine ZDF-Vorabendserien mehr ertragen.

Wer das mag, schaut auch: Breaking Bad und Schimanski

Wo zu sehen: noch bis Ende Februar in der ZDF-Mediathek

Lebenszeitbedarf: drei Stunden

Benedikt Frank

2 / 10

Westworld

-

Quelle: HBO

Gut möglich, dass die Zukunft schon in den Siebzigern im Kino zu sehen war. Damals ersann Michael Crichton in seinem Film Westworld einen futuristischen Freizeitpark, in dem sich gelangweilte Großstädter aufführen können wie im Wilden Westen. Inklusive Mord und Vergewaltigung, sind die Animateure im Park doch keine Menschen, sondern Roboter, die wie Menschen aussehen. Aber macht das die abscheulichen Taten wirklich besser? Vierzig Jahre und ein paar technologische Entwicklungsstufen später erscheint diese Frage aktueller denn je. Außerdem hat HBO auf der Suche nach einem Game of Thrones-Nachfolger für die Serienadaption des Films ein sehr ordentliches Budget springen lassen, und das sieht man.

Geeignet für: Menschen, die zu Weihnachten vernetzte Elektrogeräte verschenken und die Bescherung dann live bei Facebook übertragen.

Wer das mag, schaut auch: Jurassic Park, Lost, Battlestar Galactica

Wo zu sehen: als Stream bei Sky

Lebenszeitbedarf: zehn Stunden

Karoline Meta Beisel

3 / 10

Follow the Money

-

Quelle: Christian Geisnæs

Ein toter Gastarbeiter wird in der Nähe einer Windfarm aus dem Meer gezogen. Polizist Mads kommt mit seinen Ermittlungen im Umfeld einer großen Energiefirma nicht weiter - nur ein Unfall, oder steckt doch mehr dahinter? Das kleine Land Dänemark ist für seine hervorragenden Fernsehserien berühmt, aber nicht alle schaffen schnell den Weg nach Deutschland. Follow the Money, die Serie über saubere Energie und schmutzige Deals, wurde zwar vorletztes Jahr auf der Berlinale gezeigt, in Dänemark lief sogar schon die zweite Staffel. Im deutschen Fernsehen war die Geschichte von Jeppe Gjervig Gram, der schon für die Politserie Borgen Drehbücher schrieb, aber noch nicht zu sehen.

Geeignet für: Leute, die zu Weihnachten lieber spenden als dem kapitalistischen System noch mehr Geld in den Rachen zu werfen.

Wer das mag, schaut auch: Borgen, das Börsenmagazin der ARD, American Psycho

Wo zu sehen: Auf DVD bei Amazon

Lebenszeitbedarf: 17 Stunden

Karoline Meta Beisel

4 / 10

Search Party

Search Party

Quelle: TM/Turner Entertainment Networks.

Die New Yorkerin Dory (Alia Shawkat aus Arrested Development) sucht nach der vermissten Chantal, die mit ihr am selben College studiert hat. Sie tut das aber nicht aus Selbstlosigkeit oder Freundschaft zu Chantal, die sie kaum gekannt hat, sondern weil Dory sich von der Suche Ablenkung von ihrem sonst bedeutungslosen Leben erhofft. Mit ihren narzisstischen Freunden streift die selbstmitleidige Amateurdetektivin durch Brooklyn und geht allen möglichen abwegigen Hinweisen nach. Vollgepackt mit durchgedrehten Figuren und absurder Situationskomik, porträtiert die Serie - in den USA als eine der besten des Jahren gefeiert - eine Generation, die vor allem um sich selbst kreist.

Geeignet für: Mittzwanziger in der Sinnkrise und diejenigen, die sie verstehen wollen.

Wer das mag, schaut auch: Broad City, Girls

Wo zu sehen: TNT Comedy, jeweils fünf Episoden am 17. und 18.12. um 21.50 Uhr

Lebenszeitbedarf: drei Stunden und 20 Minuten

Thomas Feiler

5 / 10

The Night Manager

-

Quelle: AP

Tom Hiddleston spielt den von John le Carré erdachten Nachtmanager Jonathan Pine, der zu Beginn der Serie in einem Luxushotel in Kairo angestellt ist. Während des Arabischen Frühlings fallen ihm Papiere in die Hände, die Waffendeals eines dubiosen Briten mit einer reichen ägyptischen Familie enthüllen. Es geschieht ein Mord, den der Night Manager nicht verhindern kann - und vier Jahre später wird Jonathan vom britischen Geheimdienst als verdeckter Ermittler auf den Waffenhändler (Hugh Laurie) von damals angesetzt. Besonders die britischen Medien waren - vollkommen zu Recht - begeistert von der wunderschön inszenierten und spannenden BBC-Serie.

Geeignet für: all jene, denen es in den natürlich viel kürzeren Kinoverfilmungen von John le Carré immer zu viele Wendungen in zu kurzer Zeit waren.

Wer das mag, schaut auch: die James-Bond-Filme mit Daniel Craig

Wo zu sehen: Stream: Amazon; Kaufen: iTunes, Google Play, Maxdome

Lebenszeitbedarf: sechs Stunden

Katharina Riehl

6 / 10

Club der roten Bänder

-

Quelle: SZ

Wer möchte schon eine Serie sehen, die fast nur im Krankenhaus spielt und in der jungen Menschen mit Krebs die Haare ausfallen und Teile ihrer Beine amputiert werden? Die spontane Antwort: Niemand. Die richtige Antwort: Erstaunlich viele. Vox hat das Kunststück geschafft, aus der Vorlage von Albert Espinosa, der jahrelang Patient war und etliche der gezeigten Geschichten selbst erlebt hat, eine überaus positive Serie zu fertigen, die in zwei Staffeln zeigt, wie man auch der schlimmsten Krankheit mit der Kraft der Freundschaft etwas sehr Positives entgegensetzen kann. Das geht manchmal hart an den Rand zum Kitsch und schrammt gelegentlich auch mal haarscharf an der Ästhetik eines Werbevideos vorbei, wahrt aber immer die Balance und lässt den Zuschauer hautnah dabei sein, wenn fünf junge Menschen gemeinsam sehr große Probleme lösen.

Geeignet für: Menschen, die beim Problemlösen nicht gerne allein sind.

Wer das mag, schaut auch: Nicholas-Sparks-Verfilmungen

Wo zu sehen: Zum Kauf bei iTunes oder Amazon

Lebenszeitbedarf: 14 Stunden 15 Minuten

Hans Hoff

7 / 10

Stranger Things

Millie Bobby Brown, 1

Quelle: AP

In einer amerikanischen Kleinstadt geschehen merkwürdige Dinge: Ein kleiner Junge namens Will Byers verschwindet spurlos, und seine Mutter ist überzeugt davon, dass er in der Wand ihres Hauses gefangen ist. Gleichzeitig taucht ein Mädchen mit kurz geschorenen Haaren und übersinnlichen Kräften in Hawkins auf, möglicherweise kommt es aus der Paralleldimension, in der Will verschwunden zu sein scheint. Seine drei Freunde, wild entschlossen ihn wiederzufinden, ziehen durch die Wälder und legen sich mit Monstern und der Regierung an. Klingt alles ein bisschen trashig, ist aber großartig - auch weil die Serie so wunderbar konsequent die Stimmung der Achtzigerjahre heraufbeschwört. Die Hauptrolle spielt außerdem Winona Ryder, die eine ganze Generation geprägt haben dürfte wie wenige andere. Wegen des großen Zuspruchs hat Netflix eine zweite Staffel angekündigt.

Geeignet für: auch solche Zuschauer, die mit Horror und Science-Fiction normalerweise nicht viel anfangen können.

Wer das mag, schaut auch: Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers

Wo zu sehen: Abrufbar bei Netflix

Lebenszeitbedarf: sechs Stunden 40 Minuten

Katharina Riehl

8 / 10

Good Wife

Good Wife

Quelle: Jeff Neumann/CBS

Nach dem Sex- und Korruptionsskandal ihres Mannes, eines früheren Staatsanwalts, arbeitet Alicia Florrick (Julianna Margulies) nach 13 Jahren Hausfrauendasein wieder als Anwältin, nun in der Kanzlei ihrer alten Flamme aus Unizeiten. Dabei kämpft sie nicht nur vor Gericht für ihre Mandanten, sondern auch gegen Intriganten innerhalb ihres Büros. Ein paar freie Tage reichen, sechs Staffeln nachzuholen, bevor im Januar die siebte und letzte Staffel auf dem Paysender Fox zu sehen ist. Danach geht die Geschichte mit dem Spin-off The Good Fight um Alicias Kollegin Diane Lockheart (Christine Baranski) weiter. Zum Glück: The Good Wife gehört auch wegen der tollen Nebendarsteller (zum Beispiel Michael J. Fox) zu den besten Gerichtsserien der USA.

Geeignet für: Zankhälse

Wer das mag, schaut auch: House of Cards, Suits

Wo zu sehen: zum Streamen bei Netflix und Amazon; zu kaufen bei iTunes

Lebenszeitbedarf: Vier Tage, 15 Stunden und 48 Minuten

Thomas Feiler

9 / 10

Atlanta

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Quelle: AP

Der junge Afroamerikaner Earn (Donald Glover, der die Comedy-Serie auch geschrieben hat) bricht sein Studium an der Elite-Universität Princeton ab. Er kehrt zurück in seine Heimatstadt Atlanta, um die langsam florierende Rap-Karriere seines Cousins zu verwalten. Earn will nicht groß rauskommen oder gar Millionär werden - er will einfach nicht mehr so klein sein wie bisher und er will für seine Tochter sorgen können. Die Handlung ist der Katalysator für eine heiter-melancholische Studie der Sorgen ganz gewöhnlicher Menschen in den USA, verbunden mit der Frage, die Earn sich selbst und dem Zuschauer stellt: "Kann es sein, dass manche Menschen als Verlierer geboren werden, damit es die Gewinner einfacher haben im Leben?"

Geeignet für: all jene, die verstehen wollen, was in den Vereinigten Staaten gerade passiert.

Wer das mag, schaut auch: Louie, Master of None

Wo zu sehen: Fox, als Stream bei Sky

Lebenszeitbedarf: fünf Stunden

Jürgen Schmieder

10 / 10

The Crown

Claire Foy, 1

Quelle: AP

Ob der US-Streamingdienst Netflix zu Weihnachten eine Grußkarte aus dem Buckingham Palace bekommt? Die Serie von Peter Morgan (Die Queen) dürfte die beste Werbung für das britische Königshaus seit der Hochzeit von William und Kate sein. Zu Beginn der ersten Staffel wird die junge Elizabeth mit erst 25 Jahren - und wenig Ahnung vom Regieren - zur Königin Queen Elizabeth II. Schnell lernt sie, wie einsam das Königinsein bisweilen ist. Netflix will noch fünf weitere Staffeln veröffentlichen, jede Staffel soll ein Jahrzehnt Regentschaft der Queen abbilden. Die wunderbare Claire Foy dürfte ihre Rolle als Königin also noch ein paar Jahre behalten. Leider wird das für John Lithgow als polternder, hustender Winston Churchill schon aus historischen Gründen nicht gelten.

Geeignet für: Großeltern, Geschichtslehrer und Frauen, die ein "Don't worry, you can still marry Harry"-Poster haben.

Wer das mag, schaut auch: Tagesthemen, Leute heute

Wo zu sehen: auf Netflix

Lebenszeitbedarf: zehn Stunden

Karoline Meta Beisel

© SZ.de/doer
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