Eigentlich dürfte diese Serie nicht funktionieren. Hätte nie funktionieren dürfen, nicht in der ersten Staffel, und schon gar nicht jetzt, in der zweiten. Was steckt denn wirklich drin in "Stranger Things", diesem Popkultur-Verschnitt aus Highschool-Filmen, Stephen-King-Grusel und Steven-Spielberg-Blockbustern? Eine Ansammlung von Klischees und Standardsituationen, von Zitaten und Verweisen, zusammengehalten von einer großen Portion Nostalgie. Und doch funktioniert die Geschichte von Mike, Will, Dustin, Lucas und Eleven, vier nerdigen Jungs und einem telekinetisch begabten Mädchen. Weil sie fesselt. Weil das Serienschöpfer-Brüderpaar Matt und Ross Duffer seine Charaktere ernst nimmt. Hier gibt es keine ironische Brechung, kein dekonstruktivistisches Augenzwinkern, keine Zitate der Zitate wegen. Die Duffer-Brüder erzählen eine große Geschichte, eine Geschichte über das Ende der Kindheit, über das Hinausgestoßenwerden in eine sinnlose und absurde Welt. Die Angst schwelt in den Seelen der Bewohner von Hawkins, Indiana. Und den Duffer-Brüdern gelingt, was so selten gelingt, im Kino wie in der Serie: eine Fortsetzung, die das Original noch übertrifft.