Serdar Somuncu:"Ich bin immer noch hart"

Serdar Somuncu

Serdar Somuncu, 48, ist Kabarettist, Autor, Schauspieler, Rapper und Moderator. Mit So!Muncu! dekonstruiert er seit Oktober 2015 bei n-tv das Format Polit-Talk, produziert von Friedrich Küppersbusch (Tagesschaum).

(Foto: Karlheinz Schindler/dpa)

Der Kabarettist über die Fortsetzung seines n-tv-Talks "So! Muncu!", der vor drei Wochen kurzfristig aus dem Programm genommen worden war. "Die wollen mich so haben, wie ich bin", sagt er, hält sich aber auch einen Wechsel offen.

Interview von Sebastian Fischer

SZ: Herr Somuncu, vor drei Wochen wurde Ihr n-tv-Talk So! Muncu! aus dem Programm genommen. Vom Sender hieß es, er genüge nicht den Qualitätsansprüchen. Grund waren als "Breaking News" gekennzeichnete Satire-Einspieler. Sie sagten daraufhin, sie würden keine "Kreide fressen", um weiterzumachen. Am Dienstag wurde eine weitere Folge ausgestrahlt. Haben Sie es sich anders überlegt?

Serdar Somuncu: Nein. Das ist sehr dramatisch aufgefasst worden, ich habe das gar nicht als Problem wahrgenommen. Es ist ein normaler Vorgang, dass man in einem Sender auf Befindlichkeiten stößt. Die Erklärung war plausibel: Wir haben im Gewand des Senders Nachrichten verbreitet, die missverstanden werden konnten. Ein Argument war: Wenn Leute am Flughafen auf den Bildschirmen lesen "Muslimen wird für 60 Tage der Strom abgeschaltet", dann kann n-tv als Nachrichtensender nicht mehr dafür garantieren, noch als seriös wahrgenommen zu werden. Das musste ich lernen. Das heißt aber nicht, dass ich eingeknickt bin. Ich bleibe weiter mutig. Es kann durchaus sein, dass so etwas noch mal passiert, solche Irritationen.

Klingt diplomatisch. Nach der Entscheidung haben Sie den Sender hart kritisiert.

Ich bin immer noch hart. Ich war irritiert, weil es eine Kommunikationslücke gab, die dann relativ schnell aufgeklärt wurde. Aber wenn das plausibel erklärt wird, dann ist das okay, dann bin ich der Letzte, der schreit, dass ich zensiert werde.

Bei einer Podiumsdiskussion haben Sie genau das in drastischen Worten einer WDR-Redakteurin vorgeworfen, die daraufhin ankündigte, wegen schwerer Beleidigung gegen Sie vorzugehen.

Wenn ein Redakteur sagt: "Diesen Satz darfst du nicht sagen", dann ist das Zensur, das geht nicht. Beim WDR war es eine Masche. Dieser Fall bei n-tv ist ein Beispiel dafür: Somuncu kann sich auch einigen.

In Ihrer jüngsten Sendung haben Sie den CSU-Politiker Stephan Mayer gefragt, ob Sie ihn einen Nazi nennen dürfen. War Ihnen das provokant genug? Oder haben Sie sich eher zurückgehalten?

Nein, es ist ja auch der Wunsch von n-tv, mich im Programm zu haben. Sie wollen nicht, dass ich mich verstelle. Die wollen mich so haben, wie ich bin. Und ich habe nicht den Anspruch, immer übers Ziel hinauszuschießen.

Noch drei Folgen So! Muncu! sind geplant. Wie geht es dann weiter?

Ich sage ganz offen: Natürlich gibt es genug Sender, die sich für so ein Format interessieren. Ich habe keinen lebenslangen Vertrag mit n-tv. Ich werde nicht die nächsten zehn Jahre mit irgendeiner Quote diese Sendung machen, ich werde mich auch messen lassen. Aber das heißt nicht, dass ich dem Sender drohen will. Was soll ich auf ZDF Neo? Mich mit Jan Böhmermann rumschlagen? Meine Talkshow ist auf n-tv das exotischste Format im Sender, ich suche diese Reibung zu meinem Umfeld.

Also?

Im Sommer machen wir erst mal eine Pause. Dann kommt meine Kanzlerkandidatur. Dann werde ich Kanzler.

Sie kandidieren für "Die Partei". Martin Schulz hat längst mit dem Wahlkampf begonnen. Sind Sie nicht unruhig?

Nein. Ich bin da sehr gelassen.

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