Sender-Jubiläum:Teenager im Umbruch

Kurt Krömer bei der Verleihung Deutscher Musikautorenpreis am 30 03 2017 in Berlin Deutscher Musikau

Neuer Job für eine Woche: Comedian Kurt Krömer sagt vom 1. Mai an das RBB-Jubiläums-TV-Programm an.

(Foto: imago/APress)

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg wird 15 - und ist im Quotenranking unter den Dritten nicht mehr Schlusslicht. Der Trend zeigt nach oben.

Von Jens Schneider

Denkt Patricia Schlesinger an 15-Jährige, so fällt ihr ein, dass Menschen sich in diesem Alter häuten. Bei Teenagern komme manches zum Vorschein, was ihren Anlagen entspricht, aber auch viel Überraschendes. In diesen Tagen wird der RBB, der Rundfunk Berlin Brandenburg, 15 Jahre alt. Und Schlesingers Bild vom Teenager im Aufbruch umschreibt wohl recht genau ihre Idee für den Sender, den sie jetzt seit 22 Monaten führt und mit inzwischen auch sichtbarem Erfolg aufmischt. Mit seinem Fernsehprogramm, das während der Jubiläumswoche von Comedian Kurt Krömer angesagt wird, lag der Sender, auch was die Quoten angeht, im Vergleich zu anderen Dritten Programmen lange an letzter Stelle. "Wir haben die rote Laterne abgegeben", sagt Schlesinger.

Im Monat April habe der RBB bei den Quoten sogar vor Sendern wie dem WDR, dem Hessischen Rundfunk und dem SWR gelegen - jeweils im eigenen Sendegebiet. Solche Werte sind volatil, aber der Trend zeigt nach oben, bei knapp 6 Prozent lag die Einschaltquote 2017, man sei jetzt im guten Mittelfeld, erklärt Schlesinger, die stets betont, dass ihr die Quoten keineswegs egal seien. Der Sender müsse schon legitimieren, wofür er sein Geld bekomme: "Ich habe immer gesagt: Ich möchte auch gesehen werden." Dabei hat sie sich dem Ziel genähert, dass sie bei der großen Reform des Abendprogramms im letzten Jahr ausgegeben hatte: Der RBB sollte sich in Berlin mehr verankern. "Es gucken uns deutlich mehr Berliner in der Primetime", sagt Schlesinger.

Seit dem Sommer vor einem Jahr reformierte der RBB sein oft verschnarchtes, von Wiederholungen geprägtes TV-Abendprogramm nach der Tagesschau. Zugleich startete Schlesinger eine Imagekampagne mit frech gemeinten Slogans und dem Claim "Bloß nicht langweilen!". Manche Sendungen wie das als hauptstädtisch wild gedachte Magazin Abendshow suchen noch ihr Profil. Aber sie sollen weiter experimentieren dürfen. Über die Stimmung im Sender sagt Schlesinger, die Mitarbeiter seien dabei, wenn es heiße, der RBB werde "noch mal umgekrempelt und noch mal gerockt".

Für den Herbst ist zudem ein kühnes Projekt in Arbeit: Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt soll eine große Chronik heißen. In insgesamt 30 mal 90 Minuten will der RBB die Geschichte der Hauptstadt von 1961 bis 1990 erzählen, also vom Mauerbau bis zur Wiedervereinigung, erläutert von Zeitzeugen und erzählt mit Material aus den Archiven des SFB und des DDR-Fernsehens - im ständigen Gegenschnitt, als doppelten Blick auf West- und Ostberlin.

Auch Berliner Klassiker wie das seit Jahren in der Hauptstadt etablierte, aber betuliche Regionalmagazin Abendschau sollen anders werden. Das erfolgreiche Flaggschiff ziehe zum Herbst in ein neues Studio, kündigt Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus eine "Rundumerneuerung" an. Künftig will der RBB häufiger ein Podium für heftige Debatten in seinem Sendegebiet werden - und sie damit abbilden. Als positives Beispiel gilt eine souverän präsentierte Diskussion aus Cottbus, wo im Frühjahr die Debatte über Flüchtlinge eskalierte. In der zerrissenen Stadt bot der Sender den verschiedenen Lagern in einer live übertragenen Debatte souverän ein Forum. Das sei, sagt Schlesinger, "das, wofür wir auch da sind, wenn es Probleme gibt."

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