Satirestreit:Erdoğans deutscher Anwalt legt Mandat nieder

Mit namhaften Mandanten hatte Michael-Hubertus von Sprenger schon öfter zu tun. Aber keiner hatte Erdoğans Kaliber. (Foto: dpa)
  • Michael-Hubertus von Sprenger, der deutsche Anwalt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, hat sein Mandat niedergelegt.
  • Als Grund nennt der Branchendienst Meedia die wiederholten Nazi-Vergleiche, die Erdoğan in den vergangenen Wochen gezogen hat. Diese hätten den Anwalt persönlich getroffen. Von Sprenger selbst will sich dazu nicht äußern.
  • Der Jurist hatte Erdoğan im Streit um das "Schmähgedicht" des TV-Satirikers und ZDF-Moderators Jan Böhmermann vertreten.

Wenn Michael-Hubertus von Sprenger ein Mandat annimmt, dann zieht er es auch durch. Bis jetzt. Denn nun hat der deutsche Anwalt des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan sein Mandat niedergelegt. Sprenger hatte Erdoğan im Streit um das "Schmähgedicht" des TV-Satirikers und ZDF-Moderators Jan Böhmermann vertreten. Dass er Erdoğan nicht weiter vertreten wolle, habe nichts damit zu tun, dass er dessen Anspruch für unberechtigt halte, so Sprenger zur Deutschen Presse-Agentur.

Der Branchendienst Meedia hatte zuerst über Sprengers Rückzug berichtet und als Grund die wiederholt von Erdoğan geäußerten Nazi-Vergleiche genannt. Er sei von den verbalen Attacken des türkischen Staatspräsidenten "persönlich betroffen", zitiert Meedia den Anwalt. "Mein Vater saß während des Nationalsozialismus wegen seiner politischen Betätigungen im Gefängnis." Gegenüber der Süddeutschen Zeitung dementierte von Sprenger jedoch, sich zu den Gründen seiner Mandatsniederlegung geäußert zu haben.

Erdoğan hatte im Vorfeld des türkischen Verfassungsreferendums der Bundesregierung "Nazi-Methoden" vorgeworfen. Er begründete dies unter anderem damit, dass Deutschland Wahlkampfauftritte türkischer Minister in Deutschland behindere sowie angebliche Unterstützer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nicht an die Türkei ausliefere.

Sprenger hatte für Erdoğan vor dem Hamburger Landgericht einen Teilerfolg erzielt. Im Februar hatte das Gericht dem Satiriker Böhmermann verboten, anzügliche Passagen aus seinem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten zu wiederholen. Böhmermanns Anwalt hatte daraufhin Berufung gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt. Für den weiteren Verlauf dieses Rechtsstreits muss sich Erdoğan nun einen neuen Anwalt suchen.

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ExklusivStreit mit Erdoğan
:Böhmermann geht in Berufung

Die Entscheidung des Hamburger Landgerichts, Böhmermanns Schmähgedicht in Teilen zu verbieten, sei "offensichtlich fehlerhaft, ja absurd", sagt der Anwalt des Satirikers.

Von Annette Ramelsberger

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