RTL-Reihe:Viel mehr als das Klischee

RTL Nachtjournal Spezial - Starke Frauen

Unter Kriegsreporterinnen: Antonia Rados (r.) mit Kathy Gannon, die ein Attentat überlebte und nach 16 Operationen wieder in Afghanistan ist.

(Foto: RTL)

RTL-Reporterin Antonia Rados trifft "Starke Frauen". Das Etikett ist normalerweise zweifelhaft, aber die Geschichten zeigen tatsächlich Frauen, die großen Mut beweisen.

Von Kathleen Hildebrand

Mit dem Ausdruck "starke Frau" ist es ja so eine Sache. Er ist als Anerkennung gemeint. Aber er klingt immer auch so, als sei es eine riesige Ausnahme, dass eine Frau stark ist. Vom starken Mann hingegen spricht man eigentlich nur ironisch, zum Beispiel, wenn es um halb lächerliche, halb gefährliche Autokraten geht oder um Muskelmänner, die außer körperlicher Kraft nicht viel zu bieten haben. Es ist normal, dass ein Mann stark ist. Dass zu betonen, heißt, dass er es irgendwie peinlich übertreibt. Mit Frauen aber verbinden viele noch immer das Klischee vom schwachen Geschlecht. Es reicht oft schon, dass eine Frau ihr Leben halbwegs im Griff hat, damit jemand ihr das Label "stark" anheftet.

Bei den Frauen, die RTL-Chefkorrespondentin Antonia Rados nun in einer fünfteiligen Reportagereihe namens Starke Frauen im RTL-Nachtjournal vorstellt, ist das anders. Sie sind Kriegsreporterin, Bergsteigerin, Kampfpilotin oder freigekommene Gefangene des IS. Es stimmt schon: Sie sind stark. Vor allem aber haben sie außergewöhnliche Geschichten erlebt, viele davon furchtbar. Und sie bewältigen das, was sie erlebt haben, mit gewaltigem Mut.

Kathy Gannon überlebte, ihre Freundin Anja Niedringhaus starb

In der Auftakt der Reportagereihe trifft Antonia Rados die Kanadierin Kathy Gannon. Sie ist Kriegsreporterin, bereist seit drei Jahrzehnten Afghanistan. Und sie war die beste Freundin der deutschen Kriegsfotografin Anja Niedringhaus. Kathy Gannon saß neben ihr, als sie am 4. April 2014 in Afghanistan bei einem Attentat von einem Polizisten niedergeschossen wurde. Niedringhaus starb, Kathy Gannon überlebte knapp mit Schusswunden an den Armen, den Händen, der Schulter. Als Antonia Rados hörte, die Journalistin wolle nach 16 Operationen wieder nach Afghanistan reisen, kontaktierte sie Gannon.

Sie trifft die Kollegin in einem Büro in Kabul, die Hände noch immer in Stützvorrichtungen. "Ich verschütte viel", sagt Gannon, aber dabei lächelt sie, als ob sie von einem harmlosen Unfall spräche. Harmlos ist in dieser Geschichte nichts. Gannon ist zurück in Afghanistan, weil sie verhindern will, dass der Täter frühzeitig aus der Haft entlassen wird. Seine Familie ist einflussreich, es sei gut möglich, dass er begnadigt werde, hat sie gehört. Ihr Einfluss in dieser Angelegenheit ist gering, aber Kathy Gannon will alles versucht haben, was in ihrer Macht steht, um den Mann zur Verantwortung zu ziehen, der ihre Freundin getötet hat und beinahe auch sie selbst.

In den nur neunzehn Minuten, die Antonia Rados' Reportage dauert, trifft Kathy Gannon einen höflichen Taliban, dann den ehemaligen Präsidenten Hamid Karzai und am Ende eine Gruppe Richter im Justizministerium. Sie bekommt freundliche Worte zu hören, aber auch Belehrungen. Das, was sie hören möchte, sagt ihr niemand. Am Ende weint sie kurz in Rados' Armen. Wer ist eine starke Frau? Jedenfalls bestimmt nicht eine, die nie schwach ist.

Starke Frauen, RTL. fünfteilige Reihe im RTL-Nachtjournal, immer mittwochs, 0.15 Uhr und am Folgetag um 14.30 auf N-TV.

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