Rezension:Kabel zur Ewigkeit

Lesezeit: 2 min

In dem Science-Fiction-Film "The Discovery", der von Freitag an bei Netflix zu sehen ist, spielt Robert Redford den Guru einer seltsamen Zukunft.

Von Karoline Meta Beisel

Familien können sich über die wahnsinnigsten Dinge streiten. Zum Beispiel: wenn zwei sich gemeinsam das Leben nehmen, ohne dem Dritten vorher Bescheid zu sagen. Seit ein Forscher klare Hinweise für das Leben nach dem Tod gefunden hat, begehen die Menschen in dem Film The Discovery zu Hunderttausenden Suizid, voller Hoffnung auf ein besseres Leben in der nächsten Runde. "Früher war der Tod etwas, mit dem wir einfach leben mussten. Jetzt ist er ein praktischer Weg, Schmerzen loszuwerden. Das ist doch okay", sagt die junge Isla (Rooney Mara, Verblendung) zu Will (Jason Segel, der Marshall aus How I Met Your Mother), den sie auf einer Fähre kennenlernt. Beide sind auf dem Weg zu einer Insel, wenn auch mit ganz unterschiedlichem Ziel: Isla ist hergekommen, um sich umzubringen. Will dagegen hält es für falsch, sich aus dem Leben zu verabschieden, wenn es schwierig wird. Würde man in einem neuen Leben nicht genau dieselben Fehler machen?

Will besucht auf der Insel seinen Vater - eben jenen Forscher Thomas Harbor (Robert Redford), der sich mit seinen Anhängern, die ihm in bunten Overalls folgen wie einem Guru, in einem gotisch anmutenden Anwesen niedergelassen hat, um weiter an seiner Theorie zu forschen: Er glaubt, sogar aufzeichnen zu können, wohin die Seele geht, wenn wir sterben. Dafür interessiert sich natürlich auch Isla, die beim ersten Suizidversuch noch von Will gerettet wird: "Du fährst ja auch nicht in den Urlaub, ohne vorher die Broschüre anzusehen."

The Discovery lief in diesem Winter auf dem Sundance Festival in den USA. Nach der Serie The OA ist der prominent besetzte Film, der nun nicht in die Kinos kommt, sondern bei Netflix zu sehen ist, schon das zweite Werk im Katalog des Streaminganbieters, das sich mit der Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod beschäftigt. Anders als die achtteilige Mysteryserie hat der 90-minütige Film, eine Art romantischer Science-Fiction-Krimi, allerdings viel weniger Zeit, sein anspruchsvolles Thema zu präsentieren.

Leider nutzt Regisseur Charlie McDowell seine Zeit nicht besonders weise. Erst dauert es ganz schön lange, bis auch Thomas, Will und Isla erkennen, was genau auf den Bildern zu sehen ist, die schön plakativ per Kabel aus dem Kopf der Sterbenden auf den Computer überspielt werden und auf dem Bildschirm sichtbar sind wie ein grisseliges Video aus einer Überwachungskamera (warum eigentlich nicht in Farbe?). Der Zuschauer hat es schon viel früher verstanden.

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Auch die große Auflösung nach dem langen Vorlauf wird nur jene Zuschauer überraschen, die noch nie von einem schlau konstruierten Science-Fiction-Film in die Irre geführt worden sind, weder in diesem noch in einem vorherigen Leben.

The Discovery, von Freitag an auf Netflix

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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