ZDF-Krimi "Ein Kommissar kehrt zurück":Showdown für Dürrenmatt

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Sylvester Groth in seiner Rolle als Prof. Michael Adam im ZDF-Krimi Ein Kommissar kehrt zurück. (Foto: ZDF/Daniela Incoronato)

Im ZDF-Krimi "Ein Kommissar kehrt zurück" kann ein Ermittler einen alten Fall nicht ruhen lassen - genau wie in "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt.

TV-Kritik von Thomas Feiler

Man hat solche Geschichten natürlich schon oft gesehen und gelesen, Krimis über einen Ermittler, der einen Fall nicht loslassen kann. Einen Fall, der lange zurückliegt und den der Ermittler nicht aufklären konnte, einen Fall, der zur Obsession wird und den der Held des Krimis nur außerdienstlich lösen kann; wenn nötig auch jenseits des Zulässigen.

Wie etwa in Friedrich Dürrenmatts "Das Versprechen", in dem ein Ermittler sich eine Tankstelle mietet in der Hoffnung, einem Kindsmörder eine Falle stellen zu können. Eine ZDF-Version dieses Themas ist Ein Kommissar kehrt zurück (Regie: Matti Geschonneck; Buch: Magnus Vattrodt).

Kommissar Kovak (Uwe Kockisch) wird in den Ruhestand verabschiedet und kehrt mal wieder in jenes kleines Dorf zurück, in dem vor 20 Jahren ein Mädchen ermordet wurde.

Schon damals hat er an dem Fall gearbeitet, jedoch erfolglos, dabei deuteten alle Indizien auf einen Mann hin. Kovak ist überzeugt, dass der damals nur wegen seines gewieften Anwalts davonkommen konnte, und kann auch nach all den Jahren immer noch nicht lockerlassen.

Nicht nur, weil er von der Schuld des Verdächtigen überzeugt ist, sondern auch, weil er es den Eltern des toten Mädchens versprochen hat, ähnlich wie der Kommissar bei Dürrenmatt.

Der Zuschauer wartet darauf, dass der Verdächtige sich verplappert

Kovak zieht in die Nähe des Verdächtigen, Michael Adam (im Bild: Sylvester Groth), beschattet ihn, freundet sich mit dessen Lebensgefährtin an und dringt immer tiefer in dessen Leben ein.

Kovaks Ermittlungen beschränken sich auf Einbrüche in Adams Haus und Wortduelle mit dem Verdächtigen. Adam ist Kovaks außerdienstliche Ermittlungen mittlerweile gewohnt, schaut der doch alle Jahre wieder hier vorbei. Er ist vom Besuch des Ermittlers nicht mehr überrascht, sondern nur noch genervt.

Mit seiner kalten arroganten Art ist Adam derart unsympathisch gezeichnet, dass der Zuschauer Kovak auf der richtigen Spur wähnt. Dass Adam nur deswegen den Ermittlern entwischt ist, weil die Pech hatten. Man wartet darauf, dass Adam sich verplappert oder dem Druck nachgibt und gesteht, doch Adam bleibt bei seiner Version.

Der Showdown kommt, aber anders als gedacht

Bei den Ermittlungen vor 20 Jahren war das auch schon so: Dabei sprachen damals 20 000 Seiten Aktenmaterial gegen Adam, in andere Richtungen wurde nicht ermittelt.

Als Zuschauer glaubt man Kovaks Version unwillkürlich, wird selbst blind für andere Lösungsmöglichkeiten und erwartet einen Showdown, der in "Das Versprechen" dem Ermittler nicht vergönnt war, den es aber in der Dürrenmatt-Verfilmung Es geschah am hellichten Tag gab, in der Heinz Rühmann den Kindsmörder stellt.

Der Showdown kommt auch, aber anders als gedacht. Das Ende des Falles ist überraschend. Der Weg dahin gerät aber ein wenig mühsam, zu sehr gefällt sich das Drehbuch in seinen raffinierten Handlungswendungen.

Ein Kommissar kehrt zurück , ZDF, 20.15 Uhr.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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