Rezension:An seiner Seite

In der Reihe "Lebenslinien" porträtiert der Bayerische Rundfunk Tamara Dietl, die von 2002 bis zu dessen Tod 2015 mit dem Münchner Regisseur verheiratet war. Helmut Dietl selbst kommt darin nur ein einziges Mal zu Wort.

Von Christoph Fuchs

Helmut Dietl hat ihr die wichtigste Frage schon in einem der ersten Gespräche gestellt: "Weißt du, worauf du dich einlässt? Ich bin ein hochgradig neurotischer Mensch." Die Frage steht auch am Anfang des Porträts über Tamara Dietl, die Frau, mit der der Münchner Regisseur und Drehbuchautor von Monaco Franze und Rossini von 2002 bis zu seinem Tod 2015 verheiratet war. Aus welchem Holz muss man geschnitzt sein, um mit so einem Künstler zusammen zu sein, mit ihm Familienglück zu finden? Dem geht am Montag die Reihe "Lebenslinien" mit Reiner Holzemers Film Und dann kam Helmut Dietl nach.

Lebenslinien,Und dann kam Helmut Dietl

Tamara und Helmut Dietl heiraten in Venedig.

(Foto: Tamara Dietl)

Die Zeit mit Helmut Dietl ist zwar der Einstieg in die 45 Minuten. Der Film beschäftigt sich dann aber zunächst mit dem Leben von Tamara Duve, so ihr Geburtsname. Die Tochter des SPD-Politikers und Publizisten Freimut Duve und der ägyptischen Lehrerin Gulnar Abdel Magid ist schon früh sich selbst überlassen, zur Abiturfeier kommt kein Elternteil. Danach arbeitet sie erst als Schauspielerin, später als Gerichtsreporterin. Einen Wendepunkt erfährt ihr Leben, als eine enge Freundin an Krebs erkrankt. Duve verlässt ihre Geburtsstadt Hamburg und fängt in Berlin neu an.

Dann kommt Helmut Dietl. Für den Film besucht seine Witwe noch einmal die Berliner Bar, in der die ersten Treffen stattfanden - damals inkognito, weil Dietl noch mit Veronica Ferres liiert war. Private Filme und Fotos zeigen die Hochzeit in Venedig und Tochter Serafina nach der Geburt im Arm des Vaters. Der Film spart auch Dietls cholerische Seite nicht aus. Sie habe dann die Wohnung verlassen, erzählt Tamara Dietl, und sei so lange um den Block gegangen, bis das Handy klingelte: "So, kannst wieder hochkommen, ist alles gut." Wie viel Kraft es ihr abverlangt hat, ihren Mann nach dessen Krebsdiagnose bis zu seinem Tod zuhause zu betreuen, wird deutlich, als Tamara Dietl die letzten Tabletten, Spritzen und Strohhalme wegräumt, die aus dieser Zeit noch übrig sind.

Nur an einer Stelle kommt Helmut Dietl selbst zu Wort: Beim Deutschen Filmpreis 2014 dankt er, von der Krankheit schon gezeichnet, seiner Frau für die Pflege. Holzemers Film gelingt, weil Helmut Dietl zwar allgegenwärtig ist, aber nicht im Zentrum steht.

Und dann kam Helmut Dietl, BR, 22 Uhr.

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