"Resurrection" auf Vox:Der Tod steht ihm nicht gut

"Resurrection" auf Vox: Jacob (Landon Gimenez) taucht nach 30 Jahren wieder bei seiner Mutter (Frances Fisher) auf.

Jacob (Landon Gimenez) taucht nach 30 Jahren wieder bei seiner Mutter (Frances Fisher) auf.

(Foto: Der verlorene Sohn)

Wie geht man damit um, wenn ein Verstorbener zurückkommt? "Resurrection" hätte vieles, was eine gute Serie ausmacht. Aber sie leidet an Kopierfehlern.

Von Benedikt Frank

Der achtjährige Jacob wacht in einem chinesischen Reisfeld auf. Ein paar Schnitte später ist er in Amerika gelandet, wo er J. Martin Bellamy (Omar Epps), Agent der Einwanderungsbehörde, zu seinem Zuhause im Städtchen Arcadia führt. Ein Mann öffnet die Tür und reagiert ungehalten auf Bellamys Nachricht, er habe seinen vermissten Sohn gefunden: Jacob ist vor 32 Jahren ertrunken. Als der Mann den Jungen wiedererkennt, wird er bleich.

Wie geht man damit um, nachdem der Verlust akzeptiert, der Schmerz irgendwie überwunden wurde, wenn auf einmal die Verstorbenen wieder unter uns sind? Von dieser Frage handelt die amerikanische Serie Resurrection auf Vox.

War es wirklich ein Unfall?

Alle sind gealtert, nur Jacob ist so alt wie am Tag seines Todes. Von nun an wird gerätselt, wie das Unmögliche sein kann, und auch darüber, ob es wirklich ein Unfall war, als Jacob und seine Tante ertranken. Für die religiöse Ebene der Auferstehung ist Pastor Tom Hale zuständig, der einst Spielgefährte des Jungen war und nun zweifelt, ob er es tatsächlich mit einem Wunder zu tun hat.

Das klingt nach einer Ausgangslage, die interessante Fragen aufwerfen könnte. Die nach den Gefühlen der Eltern zum Beispiel, nach dem Umgang des Umfelds mit der außerordentlichen Situation oder danach, wie der Pastor der Sinnkrise begegnet. Doch die Pilotfolge zeigt diese Welt so lieb- und leblos, dass auch der Cliffhanger am Ende nicht motiviert, sich weiter mit ihr auseinanderzusetzen. Das Rätsel um den kleinen Jacob steht im Raum, wie von den Produzenten als Argument dafür, dranzubleiben, bestellt, aber bei der Umsetzung nicht abgeholt. Wenn die Bilder keine emotionale Nähe erzeugen und auch den Schauspielern das nicht gelingt, soll es der Soundtrack richten.

Die Serie basiert auf einem Roman Jason Motts aus dem Jahr 2013 mit dem Titel The Returned. So heißt wiederum in Deutschland eine französische TV-Serie (Originaltitel: Les Revenants) aus dem Jahr zuvor, die eine sehr ähnliche Grundidee hat. Ein Junge aus Les Revenants, der von Swann Nambotin gespielt wird, sieht dann auch noch so ähnlich aus wie Landon Gimenez als Jacob in Resurrection und hat eine vergleichbare Vorgeschichte: 35 Jahre tot, plötzlich wieder da.

Resurrection leidet an Kopierfehlern, so wie bei einem Dokument die Details verschwinden, wenn man es erst druckt, dann faxt, dann scannt, dann für den Mailversand komprimiert. Die Serie ist mehr Zombie als ihr Protagonist. Dabei funktionieren Untote im Fernsehen: Ob klassisch-apokalyptisch als Zerstörer der Zivilisation in The Walking Dead oder witzig als Gerichtsmedizinerin mit Appetit auf Gehirn in iZombie. Dass die Toten wiederkehren und eben keine Monster sind, sondern so normal, wie der Umstand ihres Erscheinens es eben erlaubt, hat durchaus seinen Reiz.

Das französische Vorbild Les Revenants beweist, dass die Idee auch interessant und erfolgreich umgesetzt werden kann. Im Herbst soll in Frankreich die zweite Staffel von Les Revenants starten, in den USA läuft seit März ein Remake, das in Deutschland über Netflix zu sehen ist. Ressurected dagegen wurde von ABC nach der zweiten Staffel abgesetzt.

Resurrection, Vox, montags, 21.15 Uhr

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