Dennis rudert über einen See. Man hört die Ruderblätter ins Wasser eintauchen, man hört Dennis seltsame Dinge murmeln. Ansonsten ist es still. Eine Idylle, abgesehen von den Selbstgesprächen. Sie sind ein Versuch der Selbstvergewisserung, der aber nicht zu einem Ziel führt. Offenkundig ist etwas aus dem Ruder gelaufen bei dieser Bootspartie: Dennis, das wird allmählich klar, kann gerade nicht auf sein Gedächtnis zurückgreifen.
Sein Bruder und zwei Freunde haben es manipuliert. Dennis ist ihre Laborratte, doch er ist ihnen entwischt. Und dass sein Gedächtnis nach 24 Stunden wiederkehrt, das funktioniert anscheinend auch nicht richtig. Obendrein haben zwei aus dem Trio die Software, die sie für ihr Experiment an Dennis einsetzen, aus dem Institut geklaut, an dem sie arbeiten.
Die Software zum Glücklichsein
Dort ist die Hölle los, als die Sache auffliegt. "Bisschen viel Wind" werde da gemacht, finden dagegen die eigeninitiativen Forscher. Sie wittern die Chance ihres Lebens: Sie haben ein Start-up gegründet und wollen für 9,99 Euro eintägige Gedächtnisverluste verkaufen. Amnesie auf Wunsch, um einmal richtig abzuschalten. Sie basteln an der Beta-Version der Software. Die soll, daran wird in dem Institut geforscht, eigentlich Kranke heilen.
Jörg Diernberger stellt in seinem abgesehen von der technischen Utopie vollkommen gegenwärtigen Science-Fiction-Hörspiel Synapsis vor allem die Frage nach der Zielrichtung des Fortschritts: Was erhoffen wir uns von der Neurowissenschaft - und wäre es nicht eigentlich schön, wenn uns jemand ab und an zum Rudern auf einen See schickt und wir uns absolut nichts dabei denken?
Synapsis, WDR 5, Sonntag, 17.05 Uhr. Nach der Ausstrahlung als Download unter hoerspiel.wdr.de