"Prinz Harry - der wilde Windsor" im ZDF:Im betulichen Oma-Ton

Prinz Harry

Feiert seinen 30. Geburtstag: Prinz Harry.

(Foto: AFP)

Ein paar windige Experten erzählen pseudo-analytisch Geschichten und als Höhepunkt lobt ein Paparazzo seine eigene Arbeitsweise: Harry Windsor wird 30 Jahre alt. Das ZDF schenkt ihm zum Geburtstag ein arg dünnes Filmchen.

Von Martin Wittmann

Schon der Titel Prinz Harry - der wilde Windsor klingt wie eine Mischung aus Porno und Soap, und viel niveauvoller wird es dann auch nicht mehr in den folgenden 45 Minuten. Das Porträt eines eigentlich Auserzählten sollte es wohl werden, was das ZDF da ernsthaft als Dokumentation ankündigt (der Film läuft übrigens just einen Tag nach dem 30.Geburtstag des Prinzen, was entweder ein Riesenzufall ist oder eine merkwürdige Programmplanung). Man muss jedenfalls kein Fan des Königshauses sein, um dessen Bewohnern eine seriösere und informativere Berichterstattung als diese zu wünschen.

Als Kronzeugen des Films sind ein paar windige Experten geladen worden: Benimm-Buch-Autorinnen, unbedeutende Designerinnen, ehemalige Bodyguards. Immer wieder dürfen sie pseudo-analytisch die Geschichte vom netten Prinzen erzählen, der im Volk sehr beliebt ist, obwohl - oder gar weil! - er so viel feiert.

Neu ist das allemal. Für Menschen etwa, die ohne Kontakt zur Außenwelt im Amazonas aufgewachsen sind, und die in der ihnen neuen Welt, ohne zuvor noch den Friseur oder einen Zahnarzt aufgesucht zu haben, direkt das ZDF einschalten. Der betuliche Oma-Ton aus dem Off hilft der Sache auch nicht: "Harry hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen."

Die Sendung wäre nur fad und kaum ärgerlich, wenn die Filmemacher nicht als Höhepunkt einen Paparazzo begleiten würden. Der ist auf der Suche nach Harrys angeblicher Freundin, und die Stimme aus dem Off raunt dazu ironiefrei: "Dumm nur, dass sie so ein scheues Reh ist." Der Paparazzo selbst darf seine Arbeitsweise "fair" nennen und klarstellen: "Wir haben das Recht, all das zu dokumentieren."

Zum Glück haben die Filmemacher wohl selbst erkannt, wie dünn die Angelegenheit ist, und so zeigen sie viel zu ausführlich den kleinen Sohn von Harrys Bruder William beim Spielen. Dieser George bewirkt bei Republikanern jenen bedingungslosen Gesinnungswechsel, den Knut einst bei Zoo-Hassern auszulösen wusste: Wenn der dabei ist, bin ich auch dabei, egal wo. Selbst bei diesem harten Wartezimmerfilmchen.

Prinz Harry - der wilde Windsor, ZDF, 20.15 Uhr.

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