Premier League:Geldrangliste des Fußballs

Premier League - Liverpool vs Tottenham Hotspur

Unter den 20 Top-Platzierten der Geldrangliste finden sich mehr als zehn Clubs der englischen Premier League.

(Foto: Andrew Yates/Reuters)

Amazon als Joker im englischen TV-Rechtepoker: Der Konzern hat schon für Tennis viel Geld hingelegt, nun hofft die Premier League auf den neuen Bieter - und auf einen Rekorderlös.

Von Björn Finke

Die Spitze wird von Engländern dominiert: Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte erstellen jedes Jahr eine Tabelle der umsatzstärksten Fußballvereine des Planeten. In der abgelaufenen Saison besetzten Klubs aus der englischen Premier League die Hälfte der Plätze in den Top 20. Grund für den Boom sind Fernsehrechte. In der vergangenen Saison trat ein Drei-Jahres-Vertrag in Kraft, der den 20 Klubs der ersten Liga 1,9 Milliarden Euro pro Spielzeit beschert - ein neuer Rekord. Das sind 70 Prozent mehr als beim Vorgängervertrag und deutlich mehr, als andere europäische Ligen erzielen. Für den üppigen Preis dürfen der Bezahlfernsehsender Sky und sein Rivale BT britischen und irischen Abonnenten 168 von 380 Partien live zeigen.

Der Vertrag läuft bis Sommer 2019. Doch schon jetzt versteigert die Premier League die Live-Rechte für die drei folgenden Spielzeiten. Bieter hatten bis Donnerstag Zeit, erste Offerten einzureichen. Steigt der Preis noch einmal, würde die Vorherrschaft englischer Klubs in der Geldrangliste zementiert. Sie könnten weiter die besten Spieler einkaufen. Dazu wird es aber wohl nur kommen, wenn ein neuer Interessent seinen Hut in den Ring wirft: der Internetkonzern Amazon. Ligachef Richard Scudamore soll sich mit Vertretern von Amazon - und auch Facebook - getroffen haben; seit Monaten wird über einen Einstieg von Amazon in das Bieterrennen spekuliert. Spekulationen, die das Management der Liga gerne befeuert.

Der Internetkonzern überbot Sky bereits im Sommer bei den Rechten für Herrentennis

Das Unternehmen will seinen Fernsehdienst Prime Video ausbauen. Prime ist ein Abo-Modell, das Kunden an die Firma binden soll. Wer für eine Jahresgebühr Prime bucht, dem erlässt der Onlinehändler die Transportkosten für Expresslieferungen. Zudem können die Kunden kostenlos viele Filme und Serien auf Prime Video schauen - eine Konkurrenz zu Streamingdiensten wie Netflix und zu Pay-Sendern wie Sky.

Um Prime Video attraktiver zu machen, kauft Amazon inzwischen auch Sportrechte. Im vergangenen Sommer überbot der Konzern Sky bei Übertragungsrechten für Herrentennis. Die Turniere der ATP World Tour sehen Briten von 2019 an live bei Prime Video anstatt bei Sky. Das soll 13 Millionen Euro pro Jahr gekostet haben. Zuvor hatte Amazon bereits in den USA Rechte für Footballspiele erworben.

Doch ein Einstieg bei der Premier League würde um ein Vielfaches teurer. Darum gehen Fachleute davon aus, dass Amazon trotz aller Spekulationen bei der laufenden Auktion noch nicht mitmischt. Der Konzern nimmt zu dieser Frage nicht Stellung. Halten sich die Amerikaner zurück, wäre das schmerzlich für die Premier League. Das Management der Liga hat bei vielen möglichen Interessenten für die Versteigerung geworben. Die Fußball-Vermarkter treibt die Sorge um, dass die Auktion ohne einen weiteren Bieter schnell und ohne neuen Preis-Rekord enden könnte.

Denn in dem Fall machen Sky und BT die Sache unter sich aus. Der britische Telekomkonzern BT, dessen Großaktionär die Deutsche Telekom ist, startete 2013 eigene Sportsender. Fußball ist wichtig, um Zuschauer zu locken. Deswegen treten der Sender Sky, der zum Konzern des Medienmilliardärs Rupert Murdoch gehört, und BT seit 2012 bei Rechte-Auktionen der Premier League gegeneinander an. Mit der Gründung der Sportsender reagierte BT darauf, dass das Telekomunternehmen immer stärker im Wettbewerb mit Sky und Kabelfernseh-Firmen steht. Schließlich offerieren die TV-Anbieter schnelles Internet und Handyverträge.

Bei den vergangenen Premier-League-Auktionen trieben Sky und BT gegenseitig die Preise hoch. Aber die Zeiten gnadenloser Konkurrenz sind vorbei. Im Dezember einigten sich die Firmen darauf, ihre Sportsender jeweils auch auf der Plattform des Rivalen anzubieten. Und BT-Chef Gavin Patterson sagt, er sei zufrieden, wenn BT bei Live-Sport "eine starke Nummer zwei" hinter Sky bleibe. Die friedlichen Töne sind beunruhigend für die Geldscheffler der Premier League.

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