"Polizeiruf 110":Oh Schreck, das Kind ist weg

Polizeiruf 110: Das Beste für mein Kind

Warum wurde der kleine Leon entführt? Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon, li) befragt Sabine Hallmann (Katharina Heyer)

(Foto: rbb/Andrea Hansen)

Der neue deutsch-polnische "Polizeiruf" erzählt recht gelungen von zwei Familien, die durch ein Geheimnis verbunden sind. Wenn bloß die Nebenhandlung aus dem Privatleben der Kommissare nicht wäre.

Von Katharina Riehl

In deutschen Krimis verschwinden statistisch sehr viele Kinder, nicht nur am Sonntagabend in der ARD - und wer größere Teile seiner Freizeit mit dem Abendprogramm der beiden großen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verbringt, der kann guten Gewissens eigentlich kein Kind mehr in diese Welt voller Kindsmörder, Kindsverführer und Kindesentführer setzen wollen.

Auch in diesem Polizeiruf des RBB verschwindet also ein kleiner Junge, und man muss dem Film schwer zu Gute halten, dass er schon nach zwölf Minuten wieder auftaucht. Der sechs Monate alte Leon wird aus einem Krankenhaus entführt, seine Mutter (Katharina Heyer) ist verständlicherweise völlig panisch, doch erzählt wird hier nicht schon wieder die Geschichte einer dramatischen Suche gegen die Zeit. "Das Beste für mein Kind" erzählt stattdessen zwei Familiengeschichten, durch pure Verzweiflung und ein Geheimnis miteinander verbunden. Denn die Eltern, denen das Kind aus dem Krankenbett gestohlen wurde, sind beide nicht blutsverwandt mit dem kleinen Leon. Und der Mann aus Polen, verheiratet mit der leiblichen Mutter des Jungen, ist es auch nicht.

Es bringt die Geschichte nicht weiter, wenn der Kommissar auf dem Sofa schläft

Der Polizeiruf mit Maria Simon hat vor zwei Jahren seinen provinziellen Charme mit dem dicken Polizeihauptmeister Krause, dem Motorrad und dem Hund Vera gegen toughe internationale Ermittlungen eingetauscht. Olga Lenski hat sich nach Frankfurt an der Oder versetzen lassen, wo sie nun gemeinsam mit ihrem polnischen Kollegen Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) grenzübergreifende Fälle aufklären soll. Krauses Bräsigkeit wurde ersetzt durch ein bisschen Action, einen raueren Umgangston und trostlose, oft aber sehr schöne Bilder des europäischen Ostens, doch so richtig was anzufangen weiß man mit dem Ermittlerteam und seinen Fällen eigentlich nicht.

Ein bisschen besser gelingt das nun erstmals mit "Das Beste für mein Kind" (Regie und Buch u.a.: Jakob Ziemnicki), man lässt sich ein auf die Figuren. Was dem Zuschauer allerdings nicht erspart bleibt, ist die Weiterführung des großen Themenkomplexes Lebensentwurf und Kindeswohl im Privatleben der Ermittler. Ganz als ob es die Geschichte irgendwie weiter brächte, wenn Kommissar Raczek Stress mit seiner Frau hat und auf dem Sofa schlafen muss. Das tut es eigentlich nie.

Polizeiruf 110, Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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