Krimi in der ARD:Neuer "Polizeiruf 110": Immerhin der Hund war gut

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Als Krimi kommt dieser Krimi mit Maria Simon und Lucas Gregorowicz einfach nicht auf Touren. (Foto: rbb/Christoph Assmann)

In "Der Preis der Freiheit" versuchen Lenski und Raczek, den Tod einer Polizeipraktikantin aufzuklären. Aber der Film zieht sich. Und zieht sich.

TV-Kritik von Holger Gertz

Zwischendurch geht es in diesem Polizeiruf vom RBB darum, welche Verwerfungen ein Harzer Käse in einem Kommissariat hervorrufen kann. Der Käse riecht erst. Der Käse ist dann verschwunden. Der Käse, der Käse. Gefressen oder gegessen? Von Hund oder Mensch? Sie bringen die Käsenummer mehrmals in diesem Film, Bürohumor aus dem Vorabendprogramm.

Dieser Basset übrigens, der in Verdacht gerät, den Käse verschlungen zu haben, tritt sich vor lauter Schuldbewusstsein beinahe auf die Ohren, das ist ein berührendes Bild, allerdings ist es kein gutes Zeichen, wenn man am Ende sagen muss: Aber der Basset war gut.

Im deutsch-polnischen Grenzgebiet ermitteln die sanfte Olga Lenski (Maria Simon) und der eiswürfelartige Adam Raczek (Lucas Gregorowicz), deren Disharmonie sehr grob gezeichnet wird. Zu klären ist, warum eine Polizeipraktikantin tot im Auto liegt, während ihr Streifenführer sich davongemacht hat. Überhaupt rennen und rasen am Anfang viele Menschen hierhin und dahin, eine alte Frau bietet einem Davongelaufenen Obdach in einer Scheune.

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"Der Preis der Freiheit" von Stephan Rick (Buch: Michael Vershinin) ist ein weiterer dieser Filme, in denen Bilder, Landschaft und Atmosphäre wichtiger genommen werden als die Geschichte. Weites Land, stille Wasser - alles schön fotografiert. Allerdings ist der Polizeiruf nicht Bestandteil der Serie Bilderbuch Deutschland, sondern ein Krimi, und als Krimi kommt er - überfrachtet, wie er ist - schwer auf Touren. Kein Mensch, dessen Schicksal einem naheginge.

Und die tolle Frau Simon kann so wenig retten wie der tolle Basset, zumal man ihr diesmal beim Denken zuhören muss: "Er war nicht sehr gesprächig, und langsam glaube ich, dass das nicht nur am Schock lag." So zieht sich die Angelegenheit, und zieht sich. Und zieht sich.

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ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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