Politik und Medien:Ehefreuden

Schöne, heile Familie: Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat die AfD in Baden-Württemberg äußerst überraschende Vorschläge.

Von Claudia Tieschky

Neulich handelte sich der SWR-Intendant Peter Boudgoust Ärger ein, weil er sehr schnell bereit war, den AfD-Boykott von SPD und Grünen bei den TV-Duellen hinzunehmen. Das blieb nicht lange so, an diesem Donnerstagabend sollten bei den SWR-Spitzenrunden vor den Landtagswahlen dann doch Vertreter der AfD dabei sein, sehr geschickt wirkte Boudgoust in der Sache allerdings nicht.

Vielleicht ist der Kurzschluss des Intendanten aber ganz einfach zu erklären. Vielleicht hat Boudgoust ja das Wahlprogramm der AfD für Baden-Württemberg gelesen und einen furchtbaren Rochus bekommen. Denn in diesem Programm steht auf Seite 29 eine Idee, die klarmacht, wie die Partei sich den Umgang mit dem Rundfunk vorstellt. Alle Parteien sorgen sich gewaltig um die Familie, aber die AfD will sogar "auf die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einwirken und auch im Bildungsbereich Anstrengungen unternehmen, damit Ehe und Familie positiv dargestellt werden".

"Einwirken" ist in dem Zusammenhang natürlich ein interessanter Begriff. Wie darf man sich das vorstellen? Programme wie die Schwarzwaldsaga Die Fallers (103. Staffel) müssten wohl komplett neu bewertet werden. Die SWR-Tatort-Kommissare Lannert und Bootz dürften zwar noch schießen, hätten aber daheim stabile Beziehungen und könnten einen sonnigen Trend im allgemeinen Sodom und Gomorrha setzen. Äffle und Pferdle würden heiraten. Und Boudgoust wird sich dann überlegen müssen, ob er eine öffentlich-rechtliche Krabbelgruppe gründet - mit all den süßen kleinen Parteien, die gerne einwirken wollen.

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