Podcast:Blaues Wunder

Fünf Astronauten fliegen durchs All, spielen Videogames, essen Popcorn - und haben längst vergessen, wohin die Reise geht. Dann hängen auf einmal blaue Fasern am Raumschiff. Das boshafte Weltraum-Hörspiel "Ikaria 6" ist ein Experiment: Es wird auch noch zum Webcomic.

Von Stefan Fischer

Das Hörspiel erforscht gerne seine Grenzen, und die sind seit der Digitalisierung viel weiträumiger gesteckt. Es gibt das Hörspiel als Installation und im öffentlichen Raum, es gibt die Kombination von Hörspiel und Game - und jetzt auch die Weiterung zum Webcomic. Ikaria 6 ist ein Science-Fiction-Abenteuer, das Benjamin Maack geschrieben und Matthias Kapohl inszeniert hat: Fünf Astronauten fliegen mit ihrem Raumschiff durchs All. Mit welchem Ziel sie seit Jahren unterwegs sind, haben sie vergessen. Aber auch von der Vergangenheit fehlt ihnen die Vorstellung. Die Arbeit - Sternezählen und Pflanzen beobachten - ist so stupide wie die Freizeitgestaltung: Videospiele und Popcornfuttern. Ein Alltag, wie er auf der Erde kaum spießiger sein könnte. Und der eine Kehrwochen-Mentalität befördert, die fatal wird: Am Raumschiff hängen blaue Fasern, eine Astronautin will sie abpflücken - und mutiert in ein merkwürdiges Wesen. Eine unheimliche Macht ist fortan mit im Spiel, nicht böse, aber doch boshaft. Die jetzt mal die Puppen so richtig tanzen lässt.

Das kann man sich auch ansehen: Sebastian Stamm hat Ikaria 6 als Webcomic adaptiert: Die Panels bauen sich nach und nach auf, die meisten sind animiert. In Kombination mit dem Hörspiel ergibt das einen Video-Podcast, der der Geschichte eine zusätzliche Dimension verleiht. Ikaria 6 funktioniert nach der Logik eines Albtraums. Am besten, man hält sich als Hörer an den blauen Organismus. Der hat seinen Spaß mit den fünf Erdlingen: "Ich liebe das leise Knistern und Knacken, wenn ich euren Willen beuge."

Ikaria 6, Video-Podcast in fünf Folgen, Teil 1 steht online unter www.ndr.de/ikaria6, die übrigen Teile folgen am 24., 26., 28. sowie 30. Oktober. Die Hörspielfassung läuft am 1. November, 20 Uhr bei NDR Kultur.

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