Paradise Papers:Paradise Papers: Türkischer Ministerpräsident verklagt "Cumhuriyet"

Paradise Papers: Wohl doch nicht so gelassen: der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım.

Wohl doch nicht so gelassen: der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım.

(Foto: AFP)
  • Binali Yıldırıms Söhne sollen mehrere Offshore-Firmen besitzen. Das berichtete die Zeitung Cumhuriyet im Rahmen der Paradise Papers.
  • Der türkische Ministerpräsident sieht in den Enthüllungen genug Anlass, um Cumhuriyet nun zu verklagen - wegen Verleumdung und Verletzung der Persönlichkeitsrechte.

Von Luisa Seeling

Zunächst versuchte der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım, die Offshore-Vorwürfe herunterzuspielen. Auf Berichte der Tageszeitung Cumhuriyet angesprochen, wonach seine beiden Söhne Schiffsfirmen auf Malta besitzen, erklärte der 61-Jährige, diese Unternehmen seien "offen und klar". Der maritime Sektor sei ein globales Geschäft, es gebe da keine Geheimnisse.

Doch ganz so gelassen, wie Yıldırım sich nach den Enthüllungen gab, war er wohl doch nicht. Am Wochenende verklagte die Familie die oppositionelle Zeitung auf Schmerzensgeld, umgerechnet etwa 110 000 Euro fordern der Vater und seine Söhne, wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Verleumdung, wie Cumhuriyet meldet. Die Istanbuler Zeitung gehört zum Netzwerk Investigativer Journalisten (ICIJ), das die Paradise Papers auswertete. Aus den Daten geht Cumhuriyet zufolge nicht nur hervor, dass Yıldırıms Söhne Eigentümer von Offshore-Firmen sind, sondern auch, dass Erkam Yıldırım erst vor acht Monaten einen staatlichen Auftrag im Wert von sieben Millionen Dollar erhielt; sein Vater hatte erklärt, seine Söhne trennten private Geschäfte von staatlichen Aufträgen. Andere Offshore-Firmen sollen verbunden sein mit der Çalık-Holding, die bis 2013 vom Schwiegersohn des Präsidenten geführt wurde.

Den Steuervermeidungstricks der Regierenden weiter nachzugehen, dürfte nicht leicht werden für die international bekannte, aber in Auflage und Reichweite eher kleine Cumhuriyet. Die Zeitung steht unter Druck, mehreren Redakteuren wird der Prozess gemacht. Und sie steht weitgehend alleine da: In den meisten Medien wurde über die Verstrickungen kaum berichtet. Aydın Engin, Kolumnist des Blattes, gibt sich dennoch kämpferisch: "Wir werden wegen dieser Klage keinen Rückzieher machen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: