Paparazzo Sébastien Valiela:Der Präsidentenjäger

Sébastien Valiela

Paparazzo Sébastien Valiela

(Foto: oh)

Er hatte sie alle - von Gérard Depardieu bis François Mitterand. Sébastien Valiela ist ein Paparazzo der alten Schule. Jüngst fotografierte er die nächtlichen Eskapaden von Präsident François Hollande. Seine Bilder haben Frankreich verändert.

Von Christian Wernicke, Paris

Sein neuster Scoop, so erzählt Sébastien Valiela gelassen, war leichte Arbeit. Fast zu leicht für einen Profi wie ihn. "Ein Kinderspiel" sei es gewesen, François Hollande bei seinen Eskapaden abzulichten. Nicht mal eine Woche lang musste der 42 Jahre alte Paparazzo ausharren, nur mäßig versteckt hinter einem Treppenhaus-Fenster gegenüber dem Haus Nummer 20 in der feinen Pariser Rue du Cirque.

Am 30. Dezember kurz vor Mitternacht hat Valiela dann Beute gemacht und den französischen Präsidenten ertappt: das Oberhaupt der Republik als Beifahrer auf einem Motorroller, im blauen Trenchcoat und mit schwarzem Helm auf dem Weg zu seiner Geliebten, der Schauspielerin Julie Gayet. Valielas Schnappschuss löste im Élysée eine Palastkrise aus und verkauft sich seither in aller Welt.

Nicht nur Hollande ist jetzt blamiert. Weil Sébastien Valiela im Radiosender RTL offen bemängelte, "wie schlecht der Präsident geschützt ist", stehen nun auch dessen Leibwächter in der Kritik. Er hätte, sagt Valiela, Hollande - statt per Teleobjektiv - auch mit dem Zielfernrohr eines Gewehrs ins Visier nehmen und töten können. "Ohne jedes Problem!" Für die Sicherheitskräfte ist diese Aussage ein Albtraum.

Einer der Besten

Valiela gilt als einer der Besten im Gewerbe sensationslüsterner Wegelagerer. Schon als Schüler beginnt er im heimatlichen Badeort La Baule, Promis zu fotografieren. Er liebt seinen Beruf, nie wollte er anderes machen. "Er ist ein einsamer Wolf", lobt Frédéric Hervé von der Fotoagentur Bestimage. Valiela sei "als Paparazzo der alten Schule" gut vernetzt, recherchiere minutiös und könne sich absetzen von den Trampelpfaden der Kollegen.

Seit mehr als 20 Jahren lauert Valiela seinen prominenten Opfern auf. Gérard Depardieu, Jane Birkin oder auch Ernst August Prinz von Hannover - sie alle hat er, in privaten bis peinlichen Momenten, schon vor der Linse gehabt - und abgedrückt. Das bescherte ihm viel Geld und manchen Prozess. Im Gespräch mit Le Monde hat Valiela seinen Berufsstand mit Verve verteidigt: "Ich verbreite keine Gerüchte, ich manipuliere nichts - ich liefere Fakten."

Und Valiela ist Präsidentenjäger. Jedem Herrn im Élysée, egal ob konservativ oder links, will er seit den Neunzigerjahren "ab und an mal" aufgelauert haben. Erwischt hat Valiela zwei Sozialisten, den ersten schon 1994. Damals fotografierte er François Mitterrand, als dieser vor einem Pariser Lokal der bis dato unbekannten Mazarine Marie Pingeot zärtlich über die Schulter strich. Das Foto erschütterte die Republik, denn es gab erstmals den Blick frei auf Mitterrands jahrzehntelanges Doppelleben - auf seine zweite Partnerschaft und auf seine damals 19-jährige Tochter.

Valielas Fotos haben Frankreich verändert. Damals wie heute muss das Land sich verständigen, was öffentlich sein darf am Leben seiner Politiker, und was privat bleiben soll. Valiela ist dabei Zuschauer, Reue plagt ihn nicht: "Ich bin stolz auf meine Arbeit."

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