Ottfried Fischers letzter "Schlachthof":"Gerührt, geplättet und unendlich dankbar"

In der Kabarettszene war "Ottis Schlachthof" 17 Jahre lang eine Institution für altgediente Künstler und Nachwuchstalente. Doch Ottfried Fischer gibt die Sendung aufgrund seiner Krankheit auf - schweren Herzens. An diesem Freitagabend moderiert er sie zum letzten Mal. Ein Abschied in Bildern.

Carolin Gasteiger

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Ottis Schlachthof

Quelle: Jacqueline Krause-Burberg

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In der Kabarettszene war "Ottis Schlachthof" 17 Jahre lang eine Institution für altgediente Künstler und Nachwuchstalente. Doch Ottfried Fischer gibt die Sendung aufgrund seiner Krankheit auf - schweren Herzens. An diesem Freitagabend moderiert er sie zum letzten Mal.

"Wenn jemand mal ordentlich und anständig Kabarett gemacht hat, dann hört er nicht auf damit, Kabarettist zu sein", hat Ottfried Fischer einmal gesagt. Der Abschied aus seiner Erfolgssendung "Ottis Schlachthof" dürfte ihn gerade deswegen hart treffen. Dieser Freitagabend wird schwer werden für den 59-Jährigen.

Text und Bildauswahl: Süddeutsche.de/Carolin Gasteiger

Ottfried Fischer

Quelle: Jacqueline Krause-Burberg

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Denn der "Schlachthof" war in der Kabarettszene eine Institution. Allein schon aufgrund der 17 Jahre, die sich das Format im Bayerischen Fernsehen hielt. Aber die Sendung war mehr - ein Treffpunkt für alte und neue Kabarettisten. An seinem Stammtisch im Münchner Wirtshaus zum Schlachthof versammelte Fischer hochdekorierte Kollegen wie Andreas Giebel, Harald Schmidt oder Josef Hader ebenso wie bisweilen noch unbekannte Nachwuchstalente.

Sie fanden in den "Stammtischbrüdern und -schwestern", wie Fischer die Zuschauer im Saal stets titulierte, ein Live-Publikum, konnten sich ausprobieren. Mittlerweile alte Hasen im Fach wie Django Asül (2007 Fastenredner auf dem Nockherberg), Michael Altinger oder Martina Schwarzmann hatten ihren ersten Fernsehauftritt bei Ottfried Fischer.

Ottfried Fischer in "Ottis Schlachthof"

Quelle: BR/Jacqueline Krause-Burberg

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Oft artete das Stammtisch-Philosophieren, zu dem sich Newcomer und alte Hasen nach ihren Kurzauftritten einfanden, arg in Eigen-PR aus. Und vor lauter "Wer wann wo mit welchem Programm auftritt" kamen wortgewaltige Diskussionen oft zu kurz. Dabei ging es Fischer im "Schlachthof" neben der Talentförderung auch ums, auf Bairisch gesagt, Derbleckn.

Mit Freude und spitzbübischem Grinsen verpasste er denen, die es verdient haben, von seinem Stammtischplatz aus einen wohlplatzierten verbalen Seitenhieb - vorzugsweise der CSU. So spöttelte er in der vergangenen Sendung: "Das Wahlprogramm der CSU ist das Manifest einer neuen Orientierung, der Christlich-links-sozialdemokratisch-konservativen Grüne-Freie-Wähler-Union, kurz Pirat Seehofers Leipziger Allerlei, oder ganz ausgeklügelt das Presssack-Programm."

´Ottis Schlachthof" wird eingestellt

Quelle: dpa

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Wenn Fischer an einem Aufzeichnungsabend schweren Schrittes durch die Gänge des Wirtshauses trottete, war ihm anzumerken, dass er sich hier wohlfühlte, von all den anderen Fernseh- und Autorenengagements gerne hierhin zurückkehrte. Dieses heimelige Gefühl verbreitete sich auch unter den Gästen, die gerne nach der Aufzeichnung noch in der Wirtsstube sitzen blieben.

Aber aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung wirkten die Pointen des Gastgebers in letzter Zeit arg konstruiert, die Sätze auswendig gelernt und in Fischer'scher Manier heruntergehastet. Hinter den Kulissen bekam man mit, dass das Arbeiten mit ihm immer schwieriger wurde. Vor allem für Fischer selbst sei die Arbeit zu anstrengend geworden, begründet Redaktionsleiterin Helge Rösinger auf der BR-Homepage das Ende der Zusammenarbeit. Im Juli diesen Jahres verkündete der Künstler schließlich seinen Abschied.

Ottfried Fischer

Quelle: Jacqueline Krause-Burberg

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Die Entscheidung fiel Fischer nicht leicht. "Bis zuletzt habe ich versucht, den Kollegen Parkinson zu ignorieren. Beim Film und auf der Bühne kann man dieser Krankheit trickreicher begegnen, weniger da, wo's die Schlagfertigkeit braucht", teilte Fischer im Sommer mit. Aber genau auf diese Schlagfertigkeit kam es am Stammtisch an.

Ottfried Fischer, Michael Altinger

Quelle: Jacqueline Krause-Burberg

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Und die ging ihm immer mehr verloren. So verpasste ihm der Bayerische Rundfunk in den vergangenen Monaten Michael Altinger als Sidekick. Manche sahen ihn schon als Nachfolger - weit gefehlt. Ein "Schlachthof" ohne ihn käme für Otti nie in Frage, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Christian Nitsche, Pressesprecher des BR, bestätigt: "Ohne Otti kann es die Sendung nicht mehr geben." Auf seiner Homepage bedankt sich der 59-Jährige dann auch warmherzig bei Freunden und Publikum: "... über Eure großartige Reaktion auf mein 'Abdanken' war ich gerührt, geplättet, nah am Wasser gebaut und unendlich dankbar."

13. Bayerischer Kabarettpreis

Quelle: dapd

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Auch wenn Fischer (im Bild bei der Verleihung des Kabarettpreises 2011) weiterhin als Kabarettist und Autor tätig sein wird, dürfte ihm sein letzter "Schlachthof" schwerfallen. Trotz der Unterstützung alter Bekannter wie Willy Astor, Christian Springer und Monika Gruber. Der Bayerische Rundfunk plant jedenfalls "ein furioses Abschiedsspektakel für den großen Otti", heißt es auf der Homepage. Wenn das mal nicht zu hoch gegriffen ist.

Viele stellen nun aber die Frage: Wer kommt danach? Über ein neues Kabarett-Format hält sich der Bayerische Rundfunk noch bedeckt, auch wenn seit Monaten bereits daran gefeilt wird. Ein kabarettistisches Schwergewicht lässt sich eben nicht leicht ersetzen.

"Ottis Schlachthof", Freitag, 22:30 Uhr

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© Süddeutsche.de/cag/ihe/gba
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