Österreich-Wahl:Doppelt gebucht

NR-WAHL: ORF-TV-DUELL DER SPITZENKANDIDATEN SPÖ-ÖVP

Sebastian Kurz (ÖVP), Moderatorin Claudia Reiterer und SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern (von links nach rechts) bei einem TV-Duell im ORF.

(Foto: Georg Hochmuth/dpa)

Eine bizarre Debatte ist um den österreichischen TV-Wahlabend entbrannt. Sowohl Privatsender wie auch ORF wollen Gesprächsrunden mit den Spitzenkandidaten senden. Die müssen dafür recht sportlich sein.

Von Martin Langeder

Nach der Diskussion ist vor der Diskussion: Nachdem sich die Spitzenkandidaten der österreichischen Parteien in 41 TV-Duellen in allen möglichen Konstellationen und auf allen Kanälen mehr oder weniger höflich duelliert haben, setzt der ORF am Donnerstagabend mit der "Runde der Spitzenkandidaten", auch bekannt als Elefantenrunde, den vorläufigen Schlusspunkt. Doch die Verschnaufpause für Politiker, Zuschauer und Moderatoren dauert nur zwei Tage. Am kommenden Wahlsonntag sehen sie sich alle schon wieder: Dann treffen sich Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Ulrike Lunacek (Die Grünen) und Matthias Strolz (Neos) - wie auch in Deutschland üblich - nach der geschlagenen Wahl im Fernsehen zur Aussprache.

Soweit nix Ungewöhnliches. Neu ist bei dieser Nationalratswahl, dass nun um diese Gesprächsrunde am Sonntagabend selbst eine heftige Diskussion entbrannt ist - zwischen dem öffentlichen-rechtlichen ORF und den Privatsendern Puls4, ATV, ServusTV und SchauTV, die sich zum ersten Mal für eine eigene Runde der Spitzenkandidaten zusammengetan haben. Und damit zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr loslegen wollen. "Die Anfragen dafür wurden im Juni verschickt, wir haben die Zusagen aller Kandidaten, bis auf die Grünen", sagt Corinna Milborn, Infochefin bei Pro Sieben Sat 1 Puls4. Der ORF allerdings bittet schon um 19.55 Uhr zur österreichischen Variante der "Berliner Runde" und will laut derzeitiger Planung bis 20.30 Uhr über das Wahlergebnis reden. Bleibt ein Zeitfenster von 15 Minuten, in der die heiß umkämpften Politiker an zwei Orten gleichzeitig sein müssten.

Dieses Kunststück werden sie trotz ihres ausgiebigen TV-Trainings im zu Ende gehenden Wahlkampf wohl nicht vollführen können. "Wir haben die Zusage der Spitzenkandidaten von 19.30 Uhr bis 20.30 Uhr - diesen Slot werden wir nutzen", sagt ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher. "Wir gehen davon aus, dass die Politiker die Zusagen einhalten." Wer auch immer dieses Duell für sich entscheidet, zumindest ein Umstand sollte den fliegenden Wechsel der Politikerrunde erleichtern: Die beiden Studios liegen in Gehweite in der Nationalbibliothek und in der Hofburg.

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