Öffentlich-rechtliche Sender:Mit Kern

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Das neue ARD-"Mittagsmagazin" stellt sich in Berlin vor. Künftig will man sich das Studio mit dem ZDF teilen - ein erster Schritt zum Abbau von Doppelstrukturen?

Von David Denk

Wenn ein RBB-Sprecher eine Pressemitteilung des ZDF verteilt, muss man nicht Sherlock Holmes sein, um zu erkennen, dass hier etwas Besonderes vor sich geht. RBB-Intendantin Patricia Schlesinger spricht von einer "richtungsweisenden Kooperation", einem "Meilenstein", einem "bahnbrechenden Modell" - ganz schön viele Superlative für einen so kleinen Sender wie den RBB. Die Rede ist von der Kooperation mit dem ZDF bei der Produktion des neuen Mittagsmagazins fürs Erste. Am 2. Januar übernimmt der RBB die Federführung vom BR und sendet aus dem ZDF-Hauptstadtstudio; zum 3. April ziehen auch die ZDF-Kollegen nach Berlin, mit denen man sich wöchentlich abwechselt.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender haben also beschlossen, sich ein Studio und die damit verbundenen Kosten zu teilen. Angesichts der "durchaus fruchtbaren Konkurrenz" (Schlesinger) ist dieser, wie beim Pressetermin am Donnerstag betont wurde, rein organisatorisch-technische, Gott bewahre nicht inhaltliche, Schritt ein Politikum (weswegen Schlesinger den Start der Zusammenarbeit als "ausnehmend gut" und "freundschaftlich-kollegial" rühmt). Mit Blick auf die medienpolitischen Debattenlage muss man aber wohl hinzufügen: ein erster Schritt hin zum Abbau von Doppelstrukturen, einer engeren Verzahnung, wenn nicht gar Fusion.

Moderiert wird das neue Mittagsmagazin, in das der RBB jährlich 2,8 Millionen Euro investiert, mit Jessy Wellmer und Sascha Hingst von zwei, so Schlesinger, "erfahrenen, klugen, neugierigen Moderatoren, die aber auf der Bundesebene eher noch neu sind". Letzteres zumindest gilt auch für den RBB, der den Standortvorteil in Berlin-Mitte nutzen möchte, um mehr Politiker ins neue Studio zu bewegen und dort verstärkt mit den Sorgen und Nöten der Zuschauer zu konfrontieren. Das Moderatorenduo freut sich auf eine schnelle, tagesaktuelle Berichterstattung und die Chance, in einer Stunde Sendezeit "ein bisschen tiefgründiger zu werden", den "Kern der Sache" nicht nur zu umkreisen, sondern wirklich zu treffen.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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