NSU-Terrorist im WDR-Krimi:Fahndungsfoto von Mundlos im "Tatort" gibt Rätsel auf

Im "Tatort" war sein Bild 2001 in der Akte eines fiktiven Sexualstraftäters zu sehen - im wirklichen Leben hatte Uwe Mundlos mit seinen Komplizen damals bereits vier Leute umgebracht. Woher kam das Bild und wie geriet es in den Krimi?

Katharina Riehl

Der 25. November 2001 war ein Sonntag, und die Rechtsextremisten Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe hatten damals bereits vier Menschen umgebracht. Es dauerte noch zehn Jahre, bis die Behörden die Taten dem Trio zuordneten, zehn Morde hatte es da begangen.

Ein Fahndungsfoto von Uwe Mundlos wurde 2001 in einem Tatort des WDR als Requisite verwendet. (Foto: dpa)

Mundlos und seine Komplizen waren 2001 schon lange untergetaucht - umso bemerkenswerter ist es also, dass der Terrorist an jenem 25. November einen Fernsehauftritt hatte: in einem Tatort des WDR. Spiegel Online hat das Gesicht des Terroristen auf einem Fahndungsfoto in der Episode "Bestien" erkannt - das reale Fahndungsfoto von Uwe Mundlos wurde in eine als Requisite dienende BKA-Akte montiert.

Der Tatort aus Köln handelte von einem Lynchmord - die Mutter eines vergewaltigten und ermordeten Mädchens tötet den Täter. Der Vater des Mädchens bittet im Film eine Zeitungsredakteurin um Hilfe, diese zeigt ihm BKA-Akten von Sexualstraftätern aus der Umgebung. Eines der Bilder zeigt Uwe Mundlos.

Fahndungsfotos von Mundlos existierten zu dieser Zeit, 1998 war Haftbefehl erlassen worden. Doch wie geriet das Bild in den Film? Bei der Produktionsfirma Colonia Media war am Donnerstagabend keine Stellungnahme mehr zu erhalten, bei Spiegel Online verwies eine Colonia-Produzentin aber darauf, dass in solchen Fällen Fotos von Mitarbeitern verwendet würden, eine Praktikantin habe das Foto versehentlich in die Requisiten gegeben.

Nur woher kam das Bild? Vom WDR hieß es auf Anfrage, es habe damals keinen Grund gegeben, die in dem Film verwendeten Requisiten zu überprüfen. Man sehe keinen Anlass, "in dem Vorkommnis mehr als einen Zufall zu sehen".

© SZ vom 14.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: