"Newsweek" steht zum Verkauf:Kriegsgeschichten

Ein weiterer Kampf des traditionellen, des gedruckten Journalismus: Das Magazin Newsweek steht zum Verkauf - wegen zu hoher Verluste.

Marc Felix Serrao

"War Stories" lautet der Titel der aktuellen amerikanischen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek. Kriegsgeschichten. Es geht, natürlich, um Afghanistan, aber auch um andere, ähnliche Konflikte. Eine Kriegsgeschichte der ganz eigenen Art, zumindest dürften viele der Mitarbeiter das so empfinden, hat das 1933 gegründete Magazin just in dieser Woche eingeholt. Es geht um den Kampf des traditionellen, also gedruckten Journalismus, vor allem in den USA.

Newsweek, AFP

"War Stories" lautet der Titel der aktuellen amerikanischen Ausgabe des Nachrichtenmagazins

Newsweek

.

(Foto: Foto: AFP)

Und es geht um dieses weltweit in Form von elf unterschiedlichen Editionen gelesene Heft im Speziellen: Newsweek steht zum Verkauf, ein halbes Jahrhundert nachdem die Washington Post Company, Eigentümerin der gleichnamigen Hauptstadtzeitung der USA, die Zeitschrift übernommen hat. Am Mittwoch habe Verlagschef Donald Graham die Mitarbeiter von Newsweek informiert, hieß es in am Abend veröffentlichten Berichten der Online-Portale von Newsweek und Washington Post. Als Graham erzählt habe, dass eine Investmentbank, Allen & Co., den Auftrag habe, das Heft zu verkaufen, hätten alle "bestürzt geschwiegen".

Der Grund für die Pläne ist so schlicht wie naheliegend: Verluste. Amerikanische Medien leiden besonders stark unter der anhaltenden Anzeigenkrise; dazu kommt, dass sich vor allem junge Leser hier stärker als anderswo von den Printmedien abgewendet haben.

Trotz "heroischer Anstrengungen" der Redaktion und des Managements von Newsweek sei es leider nicht gelungen, die Zeitschrift aus den roten Zahlen zu holen, erklärte Graham. Seit 2007 habe das Magazin Millionenverluste verkraften müssen. Zuletzt sei es nicht mehr so schlimm gewesen. Doch auch ein Relaunchversuch im vergangenen Sommer, der den Fokus vom klassischen Nachrichtengeschäft auf Meinungsartikel verschob, brachte keine Trendwende. Fürs laufende Jahr erwartet der Verlag erneut Verluste. "Wir untersuchen alle Möglichkeiten, um dieses Problem in den Griff zu bekommen", sagte Graham. Newsweek sei ein "lebendiges, wichtiges Magazin". Aber: "In der aktuellen Lage ist es anderswo vielleicht besser aufgehoben."

In der Tat ist Newsweek, seit 1961 im Besitz der Post Company, nicht der einzige Problemfall des Verlags. Allein die Zeitungssparte, zu der mehrere Titel (Southern Maryland Newspapers u.a.) gehören, verbuchte 2009 einen Verlust von 164 Millionen Dollar (128 Millionen Euro). Seinem Flaggschiff, der bis heute für ihre Aufdeckung der Watergate-Affäre im Jahr 1972 gerühmten Washington Post, verordnete der Verlag deshalb einen rigiden Sparplan. Im November wurde gar entschieden, die verblieben Inlands-Korrespondentenbüros der Zeitung in New York, Los Angeles und Chicago zu schließen.

Vorstandschef Graham versuchte am Mittwoch den Newsweek-Redakteuren in New York noch etwas Mut zu machen. Er rechne fest damit, einen Käufer zu finden, sagte er. Und er hoffe, dass bis dahin niemand das Heft verlasse. Fragt sich auch, wohin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: