Einstellung der "News of the World":Murdoch stellt sich hinter umstrittene Ex-Chefredakteurin

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"Danke und auf Wiedersehen" heißt die schlichte Schlagzeile, mit der sich die "News of the World" von ihren Lesern verabschiedet. Nach dem spektakulären Abhörskandal trennt sich Rupert Murdoch von dem Revolverblatt - an wichtigen Personen aus dem Management will der Medienmogul dagegen festhalten.

Mit der schlichten Schlagzeile "Thank You & Goodbye", "Danke und Auf Wiedersehen", verabschiedet sich das britische Boulevardblatt News of the World von seinen Lesern. Der Inhalt dürfte den zahlreichen erfolgreichen Storys in der Geschichte des Blattes gewidmet sein. Für die letzte Ausgabe wollte der Verlag sämtliche Anzeigenplätze kostenlos an wohltätige Organisationen vergeben. "Nach 168 Jahren sagen wir traurig, aber sehr stolz unseren 7,5 Millionen Lesern Lebwohl", heißt es auf der Webseite.

"Totale Unterstützung": Auch nach dem Skandal um sein Boulevardblatt hält Medienunternehmer Rupert Murdoch an Rebekah Brooks fest. Sie ist die Chefin seiner britischen Zeitungssparte und frühere Chefredakteurin der News of the World. (Foto: Eddie Keogh/Reuters)

Medienmogul Rupert Murdoch, der sich im Zuge eines Abhörskandals entschieden hatte, die Traditionszeitung einzustellen, wird anlässlich der letzten Ausgabe persönlich in London erwartet.

Murdoch stellt sich hinter umstrittene Ex-Chefredakteurin

Mitarbeiter des lukrativen Revolverblatts werden beschuldigt, über Jahre Telefone abgehört zu haben: Prominente und Angehörige getöteter Soldaten waren betroffen, sowie auch die Angehörigen eines entführten jungen Mädchens, das später starb. Redakteure der News of the World sollen außerdem Polizisten für Informationen bezahlt haben.

Im Laufe der vergangenen Woche hatten immer mehr Firmen ihre Anzeigen für die anstehende Ausgabe des Sonntagsblattes zurückzogen.

Während sich Murdoch von der Zeitung trennt, um Schaden vom Rest seines Medienimperiums abzuwenden, hält er an wichtigen Personen aus dem Umfeld der News of the World fest. Beim Besuch einer Medienkonferenz in Sun Valley im US-Staat Idaho sprach er der Chefin seiner britischen Zeitungssparte und früheren Chefredakteurin der News of the World, Rebekah Brooks, das Vertrauen aus. Brooks besitze weiterhin seine "totale" Unterstützung, so der Unternehmer. Murdoch kündigte an, an diesem Sonntag persönlich nach London zu reisen.

Auch die übrige Belegschaft wird nach der Einstellung der Zeitung vermutlich nicht auf der Straße stehen: Die etwa 200 Mitarbeiter sollen noch drei Monate lang ihr Gehalt erhalten und zum Teil andere Stellen im Unternehmen angeboten bekommen.

Indes befürchtet die Opposition in Großbritannien die Zerstörung von Beweisen und Dokumenten und fordert deshalb eine schnelle Untersuchung. Premierminister David Cameron müsse sicherstellen, dass noch an diesem Wochenende konkret Mitglieder für einen richterlichen Untersuchungsausschuss bestimmt würden, hieß es in einem am Samstag veröffentlichten Brief der sozialdemokratischen Labour-Partei an den Regierungssitz in der Downing Street.

Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, die Polizei gehe dem Verdacht nach, bei dem Boulevardblatt könnten Millionen von internen E-Mails gelöscht worden sein, um die Polizeiermittlungen einzuschränken.

Ein Sprecher des hinter News of the World stehenden Verlags News International bezeichnete die Berichte als "Quatsch".

Camerons Büro teilte mit, man handle "so schnell wie möglich und wie es juristisch erlaubt ist" und sei bereits auf der Suche nach einem Richter für einen Untersuchungsausschuss. Vermutlich werde es am kommenden Mittwoch Gespräche zwischen Cameron und Labour-Chef Ed Miliband geben.

Cameron war unter Druck geraten, nachdem sein früherer Berater Andy Coulson im Zusammenhang mit dem Zeitungsskandal festgenommen worden war. Coulson kam am späten Freitagabend auf Kaution frei und muss im Oktober erneut bei der Polizei erscheinen.

Cameron hatte angekündigt, nach der derzeit laufenden polizeilichen Untersuchung solle eine unabhängige Kommission dem Skandal auf den Grund gehen. Der Premier kündigte zudem einen Ausschuss an, der die enge Verbindung zwischen Politik und Presse im Vereinigten Königreich beleuchten und die dahinter stehende Ethik sowie die Praktiken untersuchen soll.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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