News of the World: Rebekah Brooks:Die eiserne Lady wackelt

Wegen des Skandals um Rupert Murdochs Boulevardblätter und illegal abgehörte Mailboxen muss nun Rebekah Brooks um ihren Chefposten bei "News of the World" bangen.

Andreas Oldag

Auf den einschlägigen Londoner Sommerparties ist Rebekah Brooks ein gern gesehener Gast. So war es zumindest bis jetzt. Sie hält small talk mit der Gattin von Premierminister David Cameron, Samantha Cameron, ebenso wie mit Kulturminister Jeremy Hunt. Ohnehin pflegt die Vorstandschefin des zum Murdoch-Imperiums gehörenden Verlagshauses News International ein inniges Verhältnis zu den Tories im Lande. Immerhin hat ihr Mentor Rupert Murdoch seine Gunst wieder den Konservativen zugewandt, nachdem er jahrelang die damalige Labour-Regierung von Tony Blair unterstützt hatte.

File photograph of Rebekah Brooks, chief executive of News International and Rupert Murdoch, News Corp chief executive

Angeblich will Rupert Murdoch (r.) seine resolute Verlagschefin Rebekah Brooks (l.) keineswegs fallen lassen.

(Foto: REUTERS)

Doch nun könnte eine Bekanntschaft zu Rebekah Brooks zu einer Belastung für das politische Establishment in London werden. Die hochgewachsene Dame, die schon wegen ihrer langen roten Haare unverkennbar ist, steht mitten im Sturm eines ekelerregenden Medienskandals. Ob die 43-Jährige für den alten Haudegen Murdoch noch tragbar ist, wird immer fraglicher. Insider der britischen Medienszene wollen wissen, dass ihr Chefsessel reichlich ins Wackeln geraten ist.

Hintergrund des von der Zeitung Guardian aufgedeckten Skandals ist, dass Journalisten und Mitarbeiter des Murdoch-Boulevardblatts News of the World im Jahre 2002 illegal die Handy-Mailbox eines verschwundenen und später tot aufgefundenen Mädchens abgehört haben sollen. Als die Mailbox voll war, löschten die Journalisten laut Medienberichten sogar Nachrichten, um Platz für neue zu schaffen. Das Blatt soll außerdem die Telefone von Prominenten wie der Schauspielerin Sienna Miller und Mitgliedern des Königshauses angezapft haben, um so zu Exklusiv-Storys über ihr Privatleben zu kommen. Wegen der illegalen Aktionen wurden 2007 bereits ein Journalist und ein Privatermittler verurteilt.

Nun stellt sich die Frage, was Brooks von diesen illegalen Aktivitäten wusste - oder ob sie diese sogar gedeckt hat. Immerhin war sie in der Zeit 2000 bis 2003 Chefredakteurin von News of the World. Brooks bestreitet eine Mitwisserschaft. "Es ist unvorstellbar, dass ich von diesen schrecklichen Vorwürfen wusste, oder schlimmer noch, sie abgesegnet habe", schrieb sie jetzt in einer E-Mail an die Mitarbeiter von News International. Einen Rücktritt lehnt sie ab.

Angeblich will Murdoch seine resolute Verlagschefin keineswegs fallen lassen. Medienexperten halten es indes für kaum wahrscheinlich, dass Brooks von den Skandalen nichts wusste. Kein Zufall, dass der Druck gegen sie steigt. Oppositionsführer Ed Miliband meinte, Brooks, solle "ihre Position überdenken".

Brooks, die vor ihrer Heirat mit dem Buchautor und ehemaligen Rennpferdtrainer Charlie Brooks, mit Nachnamen Wade hieß, wollte schon während ihrer Schulzeit Journalistin werden. Sie arbeitete zeitweise in Paris für ein französisches Architekturmagazin. 1989 kam sie zu News of the World, wo sie sich rasch einen Namen als Boulevardschreiberin machte. Bei der Sun, die ebenso zum Murdoch-Konzern gehört, wurde sie dann Ende der 90er Jahre stellvertretende Chefredakteurin. Schon damals wurden ihr gute Drähte zu Murdoch nachgesagt, der sie zunächst zur Chefin von News of the World und später der Sun machte.

In dieser Zeit gelang es Brooks immer wieder, Kritik an ihrer journalistischen Arbeit wegzuwischen. Sie verteidigte beispielsweise das umstrittene Vorgehen von News of the World, Namen und Fotos von Kinderschändern zu veröffentlichen.

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