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Auf der Seite "So geht Medien" stellen ARD, ZDF und Deutschlandradio Lehrern Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Bisweilen liest sich das wie Werbung: "Quizfrage: Wie heißt die beliebteste Krimiserie in Deutschland?"

Von Benedikt Frank

Wenn ARD, ZDF und Deutschlandfunk Schülern von 14 bis 16 Jahren Medienkompetenz vermitteln, sieht das seit der vergangenen Woche so aus: In einer Collage schießt ein Hai Laserstrahlen auf die Worte "Fake" und "Hoax". Die Unterrichtseinheit, die damit bebildert wird, heißt "Lügen im Internet entdecken". Unter Leitung des Bayerischen Rundfunks haben die Rundfunkanstalten den Pädagogen ein Paket namens So geht Medien geschnürt und ins Internet gestellt. Darin enthalten sind kurze Videos, Hintergrundinfos und Vorschläge zur Strukturierung des Unterrichts. Im genannten Beispiel wird etwa vermittelt, wie Schüler selbst im Netz nach den Originalen von gefälschten Bildern suchen können.

Überhaupt beschäftigen sich die Beiträge über das Internet bisher viel mit dessen Gefahren. An anderer Stelle ist man weniger ängstlich. So werden Tipps für einfache Videoaufnahmen mit dem Smartphone gegeben, die auch halbstarke Möchtegern-Youtubestars schätzen dürften. Außerdem vermitteln junge BR-Reporter Grundlagen, etwa was eine Nachricht ist und wie sie ins Fernsehen kommt.

Schülern die Medien von denen erklären zu lassen, die sie machen, ist im Prinzip eine gute Idee. Das Unterrichtsmaterial erinnert aber allzu oft an Werbematerial. Zwar ist man um eine offene Diskussion bemüht. So wird etwa vorgeschlagen, dass die Schüler Rundfunkrat spielen. Die Lehrer sollen mit ihnen auch über den Rundfunkbeitrag diskutieren.

Die Grundlage, auf der das geschehen soll, sind allerdings recht kurze Clips. Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk kommt in ihnen kaum vor. Lieber leitet man auffallend schnell von der Unterdrückung der Pressefreiheit in China zu sich selbst als Garanten eben jener Freiheit über. Die Gegenargumente, die es für eine richtige, lehrreiche Debatte über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber auch bräuchte, müssen so also die Lehrer liefern, die durch das Projekt eigentlich entlastet werden sollen.

Zum Selbstbewerbungsportal wird das Projekt nicht zuletzt durch ein Quiz, bei dem die Schüler als Rechercheübung etwa die Frage beantworten müssen: "Wie heißt die beliebteste Krimiserie im deutschen Fernsehen, von der es schon zwei Kinofilme gab?" Würde auch RTL Lehrmaterial verteilen und nach der erfolgreichsten Dokusoap fragen, die schon viele Landwirte glücklich gemacht hat, wäre Ärger im Lehrerzimmer garantiert.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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