Neuer Podcast:Panikparanoia

"Sofias Krieg" basiert auf wahren Geschichten; der Podcast hat die Unsicherheit in Zeiten terroristischer Bedrohungen zum Thema. Auch im WDR-Radio ist er zu hören - zu einer für das Thema ungewöhnlichen Uhrzeit.

Von Stefan Fischer

Dieser Politthriller ist verwirrend. Er führt viele Handlungsstränge ein, etliche Figuren und mehrere Zeitebenen. Und jede der 20 Folgen dauert nur fünf Minuten, ist also zu kurz, um am jeweiligen Punkt tiefer vordringen zu können. Sofias Krieg - Der Terror in den Köpfen erfordert Geduld von den Hörern. Ob nun im linearen Programm von WDR 5, in dem werktags jeweils eine Folge ausgestrahlt wird, und es insofern bis Mitte März dauert, ehe man klarer sieht. Oder als Podcast, der die Geschichte zwar sofort komplett zugänglich macht - den Hörer dafür aber drei Viertelstunden am Stück durch einen narrativen Nebel schickt.

Man kann das als Mangel wahrnehmen, aber auch als Stärke. Es geht in dieser Serie um eine deutsche Frau, die zum Islam konvertiert, sich radikalisiert, schließlich nach Syrien geht und sich der Terrormiliz Islamischer Staat anschließt. Ihr gegenüber steht ein Anti-Terror-Ermittler, der viel weiß, noch mehr ahnt und dennoch nicht sicher sein kann, dass er sich nicht verrennt in einer Paranoia. Dazwischen ein paar weitere Figuren - der Vater der jungen Frau, der Imam einer Moschee und andere -, die alle ihrer eigenen Wahrheit nachhängen. Was ist wahr und was will jede dieser Figuren wahrhaben? Darum vor allem geht es in Sofias Krieg.

Wahr ist jedenfalls, dass diese fiktive Geschichte nicht völlig frei erfunden ist. Die Autoren Andrea Oster und Ulrich Noller, Radiojournalisten des WDR, haben tatsächliche Geschichten verdichtet zu diesem Hörspiel. Das sich weniger für die interessiert, die sich radikalisieren, als für die, die damit konfrontiert sind: Staatsschutz und Polizei sowie die liberale Mehrheitsgesellschaft. Am Anfang wünscht man sich, dass Sofias Krieg rascher auf den Punkt kommen möge. Gegen Ende überwiegt der Eindruck, dass alles viel zu schnell geht. Es ist womöglich nicht das Schlechteste, die Unschlüssigkeit, die angesichts terroristischer Bedrohung herrscht, in einer Sendung wie dem Morgenecho zu thematisieren, wo Sofias Krieg läuft. Und das Thema nicht an einschlägige Sendeplätze zu delegieren.

Sofias Krieg - Der Terror in den Köpfen, WDR 5, montags bis freitags, jeweils 8.55 Uhr. Als Podcast unter www.wdr5.de.

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