Neuer Job:Alles aus Liebe

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Jo Brauner, 78, war von 1974 bis 2004 Sprecher der "Tagesschau" in der ARD. Nebenbei arbeitete er als Stadionsprecher beim HSV und bei den Hamburger German Open im Tennis. Seit dieser Saison moderiert er die HSV-Schau.

(Foto: Christian Charisius/dpa)

"Tagesschau"-Rentner Jo Brauner moderiert für den Hamburger Fußballverein jetzt die "HSV-Schau". Um Geld geht es ihm dabei nicht, sagt er - Brauner ist schließlich Fan.

Interview von Thomas Hahn

SZ: Herr Brauner, der Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat Sie, den früheren Tagesschau-Sprecher, reaktiviert. Neuerdings sprechen Sie die Vereinsnachrichten in der HSV-Schau. Quälend. Oder?

Jo Brauner: Wenn ich mir den Tabellenstand des HSV ansehe (Platz 16, Anm. d. Red.), ist es schon quälend. Auf der anderen Seite macht man es ja gerade deshalb.

Wegen der sportlichen Krise?

Ja, um dem HSV eine kleine positive Seite abzuringen. Übrigens ist die Sendung vor dem Spiel gegen den FC Bayern am Samstag ausgesetzt. Nach dem 0:1 in Freiburg verständlich. Das Ironisch-Fröhliche der HSV-Schau wäre wohl kontraproduktiv.

Sie sind ein unheilbarer HSV-Fan?

Ich bin seit über 30 Jahren mit Leib und Seele bei dem Verein. Aber ich habe mich immer dagegen gewehrt, ein richtiger Fan zu sein. Fans kontrollieren ihre Emotionen nicht. Ich kann akzeptieren, dass manches nicht zu ändern ist. Gut, wir dachten schon, dass die Mannschaft mit den teuren Verstärkungen dieses Jahr besser sein würde. Nur ein Punkt nach vier Spielen - da muss ich sehr mit mir kämpfen, um nicht zu emotional zu werden.

Sie versuchen, im Dienste des Vereins neutral zu sein? Wie geht das?

Das ist wie damals bei der Tagesschau. Jede emotionale Regung beim Verlesen der Nachrichten wäre wie eine Wertung aufgefasst worden. Also bemühte man sich um einen neutralen, scheinbar anteilnahmslosen Ausdruck. Obwohl ich ein politisch denkender Mensch bin und mitgelitten habe, wenn ein Unglück passiert war. So ähnlich mache ich das auch beim HSV.

Als Journalist möchte man sich auf keine Seite schlagen. Das tut man aber, wenn man fürs HSV-Fernsehen arbeitet.

Das stört mich nicht. Ich bin Rentner und ich habe den Job eines Tagesschau-Sprechers 30 Jahre lang gemacht.

Bild schreibt von Ihrer neuen Karriere.

Alles Quatsch. Auch mit Geld hat das nichts zu tun. Nein, das ist, wenn man will, eine Gefälligkeit dem Verein gegenüber.

Sie waren bis 1990 Stadionsprecher beim HSV. Ein ganz anderer Job als der jetzt?

Ja, als Stadionsprecher muss man schlagfertiger sein, um die Emotionen der Leute im Notfall in Zaum zu halten. Und Sie erleben dabei, wie Sie manchmal nichts tun können. Einmal sind die Stadiontore nicht aufgegangen. Die Zuschauer drängten gegen die Zäune. Ich habe um Besonnenheit gebettelt, ich habe gedroht. Aber ich konnte die Masse nicht aufhalten. Daran habe ich monatelang gekaut.

Warum ist beim HSV immer Drama?

Wenn ich das wüsste. Es ist immer leicht, dem Trainer die Schuld zuzuschieben. Übrigens: Als der aktuelle HSV-Trainer Bruno Labbadia noch Spieler war, habe ich den mal im Stadion als Labahdia angekündigt. Nein, also, der Trainer ist es nicht. Ich verstehe nur nicht, warum man für viel Geld einen Halilovic aus Barcelona holt, und warum der dann hier auf der Bank sitzt. Das wäre eine Frage an den Trainer.

Ihr Tipp gegen den FC Bayern?

Sagen wir so: Ich befürchte Schlimmes.

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