Neuer Bertelsmann-Ableger:Stoff fürs Fernsehen

Lesezeit: 2 min

Der Bertelsmann-Konzern formt eine interne Verwertungskette, um den Zugriff auf Bücher der Konzerntochter Random House für Fernsehfassungen zu erleichtern. Die Gründung des Ablegers "Random House Television" löst bei anderen TV-Produzenten Sorge aus, obwohl der Trend in der Branche in eine andere Richtung geht.

Christoph Giesen

Bücher drucken, Bücher verkaufen und am Ende eine Fernsehfassung des Stoffes verkaufen beziehungsweise kaufen: Das ist im Mediengeschäft die gängige Verwertungspraxis.

Bertelsmann-Hauptverwaltung in Gütersloh: Manöver bei Fernsehproduktionen. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Die Verlagsgruppe Random House organisiert nun die Filmauswertung ihrer Buchinhalte neu, mit einer stärkeren Nutzung von innen heraus. Der zum Bertelsmann-Konzern gehörende Großverlag hat angekündigt, gemeinsam mit der TV-Produktionsfirma Fremantle den Ableger Random House Television zu gründen. Angesiedelt werden soll Random House Television in Los Angeles.

Der Kooperationspartner Fremantle Media aus London ist einer der größten TV-Produzenten der Welt und gehört über die RTL Group ebenfalls zum Bertelsmann Konzern. Aus Deutschland zählt die in Berlin ansässige Ufa Holding (u.a. Teamworx, Grundy Light) zu Fremantle. "Random House Television wird mit den Lektoren und Herausgebern des Verlags sowie den Agenten der Autoren zusammenarbeiten, um Rechte zu erwerben für scripted Free-, Cable- und Pay-TV-Formate", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Was für Random House und Fremantle nach einer sinnvollen Kooperation klingt, macht anderen TV-Produzenten in Deutschland auch Angst. Random House und Fremantle haben einen "First-Look-Deal" vereinbart, also ein Erstzugriffsrecht. Das heißt, zu Fremantle gehörende Firmen können und werden künftig wohl bevorzugt Filmstoffe aus dem Buchprogramm von Random House erwerben und verwerten.

"Sollte es sich wirklich um einen ein First-Look-Deal handeln", sagte die Berliner Filmproduzentin Regina Ziegler ( Henri 4) auf Anfrage an diesem Donnerstag, "wäre die Konsequenz, dass wir Produzenten noch viel stärker als sonst originäre Stoffe entwickeln und wahrscheinlich auf die literarischen Vorlagen von Random House verzichten müssen."

"Weg von Romanvorlagen"

Andererseits muss eine rein interne Verwertungskette nicht automatisch den höchsten Gewinn abwerfen. Und Verlage und Stoffe bleiben noch in ausreichender Menge. Generell, sagt Ziegler, eine der erfahrensten deutschen Produzenten, sei derzeit ein Trend zu beobachten: "Weg von Romanvorlagen hin zu Stoffen, die extra für das Fernsehen geschrieben werden."

Das liegt offenbar daran, dass öffentlich-rechtliche wie kommerzielle TV-Veranstalter sparen müssen und wollen: Die einen, um die Renditen zu erhöhen, die anderen, weil derzeit zurecht keine Gebührenerhöhung durchzusetzen ist. Zweimal Autorenrechte zu bezahlen - einmal an den Schriftsteller, einmal an den Drehbuchschreiber - ist da kein Geschäftsmodell.

Ich bin nicht sehr zusammengezuckt, als ich von der Allianz gehört habe", sagte Hansjörg Füting, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Produktionsfirma NDF. "Das Angebot von Random House ist riesig", ein Unternehmen alleine könne das gar nicht sichten - "selbst, wenn es sich dabei um einen großen Player wie Fremantle handelt."

Zu einer Verknappung von Stoffen werde es nicht kommen. Vor allem auch deshalb nicht, so Füting, weil zumindest in Deutschland viele Autoren in ihren Buchverträgen die späteren Film- und Fernsehrechte ausgeklammert haben. Noch.

© SZ vom 27.07.2012/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: