Neuer ARD-Sprecher:Out of Marl

Neuer ARD-Sprecher: Steffen Grimberg, 47, hat Journalistik und Geschichte in Dortmund und Edinburgh studiert und erhielt 2008 den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik.

Steffen Grimberg, 47, hat Journalistik und Geschichte in Dortmund und Edinburgh studiert und erhielt 2008 den Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik.

(Foto: imago)

Überraschungstour von der "taz" über Grimme zur ARD: Der langjährige Medienjournalist Steffen Grimberg wird im Januar neuer Sprecher von Karola Wille, die dann den ARD-Vorsitz übernimmt.

Von claudia Tieschky

Wenn die MDR-Intendantin Karola Wille von 1. Januar an den Vorsitz in der ARD führt, spricht ein Mann für sie, der das Gebilde ARD als Journalist ziemlich kritisch begleitet hat. Steffen Grimberg, langjähriger taz-Medienredakteur und derzeit Leiter des Grimme-Preises in Marl, soll noch im Dezember nach Leipzig wechseln, diese Planung bestätigt der MDR. Er wird zusammen mit der Nachrichtenfrau Sabine Krebs, Chefin vom Dienst bei Tagesthemen und Tagessschau, und Social-Media-Kenner Bastian Obarowski die oft verschlungenen und rätselhaften ARD-Angelegenheiten nach außen vermitteln. Die Wahl ist interessant, auch weil von Grimberg nicht zu erwarten ist, dass er plötzlich linientreu denkt. Andererseits hatte er Gelegenheit, die Fähigkeit der ARD zur Binnenpluralität auszutesten, denn nach seinem Abschied von der taz 2012 arbeitete er beim NDR für das zuweilen auch ARD-kritische Medienmagazin Zapp. Grimberg wird also wissen, was er da tut - und dass die Verpflichtung eines Skeptikers das Image der ARD aufwertet. Und Karola Wille weiß, wen sie da holt.

Damit sind erst mal die Voraussetzungen gut, spannend wird dann die Performance. Und die Frage, wie es bei Grimme weitergeht. Als Grimberg vor einem Jahr zum Referent für den Preis in Marl ernannt wurde, dachte man eigentlich, da habe einer seine wahre Berufung gefunden: Der exzellent vernetzte, kommunikationsfreudige und stets unter Dampf stehende Grimberg hätte dem regional abgelegenen, aber doch wichtigsten deutschen Fernsehpreis zu mehr Wahrnehmung verhelfen können. Das fand im Zusammenspiel mit Frauke Gerlach, der Direktorin des Instituts, aber nicht statt. So zieht Grimberg, statt wirklich "Mr. Grimme" zu werden, jetzt weiter. Die Leitung des Preises übernimmt in Marl kommissarisch Lucia Eskes.

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