Neue Vorabendserien in der ARD:Liebenswürdig trottelig

Tina Amon Amonsen in Dating Daisy

Plötzlich Single - und jetzt? Tina Amon Amonsen als Frau auf der Suche.

(Foto: ARD/Hardy Spitz)

In der ARD tapsen künftig eine tollpatschige Krankenschwester und ein selbstverliebter Nachwuchshippie durchs Vorabendprogramm. Welche der beiden Serien aus Großbritannien stammt, ist leicht erkennbar.

Von David Denk

Kleines Ratespiel: Im Ersten laufen von diesem Freitag an zwei neue Vorabendserien. In der einen, Dating Daisy, geht es um eine blonde Krankenschwester, 33, die, nachdem sie von ihrem Gatten betrogen wurde, nichts Besseres vorhat, als sich gleich einen neuen Mann zu suchen - Enttäuschungen inklusive.

Die andere Serie, Cuckoo, handelt von einem selbstverliebten Nachwuchshippie der bei der Familie seiner im Thailand-Urlaub spontan angetrauten Ehefrau einzieht und im Beisein der Schwiegereltern Sätze sagt wie: "Die Kleine ist die Art von Mädchen, die zu allem Ja sagt."

Jetzt die Preisfrage: Welches ist das britische und welches das deutsche Format?

"Dating Daisy" ist eine Serie wie ein lauwarmes Fußbad

Zu einfach? Stimmt leider. Bei Dating Daisy (Buch: Fabian Hebestreit; Regie: Züli Aladag) ist nach der ersten Folge schon alles klar: Dass Daisy sich in einen verheirateten Mann (Steffen Groth) verliebt, der durch den plumpsten Zufall der Drehbuchgeschichte in ihr Leben kracht (Auffahrunfall), wird für einige Verwicklungen sorgen, ihr untreuer Ehemann (Manuel Cortez) wird sicher auch noch mal sein Glück versuchen und die beste Freundin (Leonie Brandis) wird alle Hände voll damit zu tun haben, auf Daisy aufzupassen.

Die "Dramedy" kann also weder besonders dramatisch noch besonders komisch sein, dafür fehlt das Überraschungspotenzial. Dating Daisy tut nicht weh und ist gerade deswegen ein Ärgernis. Eine Serie wie ein lauwarmes Fußbad - stört nicht, könnte mit mehr Entschiedenheit aber wesentlich mehr Spaß machen. (Dass man sich zudem - bis in den Titel - schwer an Doctor's Diary sowie hundert andere Serien erinnert fühlt, macht die Sache auch nicht besser.)

Einzig Hauptdarstellerin Tina Amon Amonsen sammelt Sympathiepunkte für Dating Daisy, weil sie so liebenswürdig trottelig durch die Trümmer ihres (nicht mehr ganz so) jungen Lebens stapft, dass man versteht, warum am Ende der ersten Folge alle sie aufs Klassentreffen begleiten wollen: der nerdige Pfleger (Arnel Taci), die Jungs vom Rettungsdienst und sogar der schnöselige Assistenzarzt Dr. Noll (Roman Roth). Komplex oder gar ambivalent ist keine dieser Ein-Attribut-Figuren.

Cuckoo dagegen ist unsensibel, aber charmant

Die BBC-Produktion Cuckoo dagegen (Buch: Robin French, Kieron Quirke; Regie: Ben Taylor) lässt Raum für eine Entwicklung von Handlung und Figuren: Cuckoo (Andy Samberg) mag schwerst unsensibel sein, verfügt aber auch über einen Charme, dem sich selbst Schwiegervater Ken (Greg Davies) nicht lange wird entziehen können. Mutter Lorna (Helen Baxendale) hat er da längst auf seiner Seite. "Sobald eine Frau die 40 überschritten hat", formuliert Cuckoo seine Art von Lob fürs Abendessen, "ist Kochen Teil ihres Liebesspiels". Das Sprichwort hat er bei den Fischern von Phuket aufgeschnappt. Zwölf Jahre war er auf Weltreise - die Resozialisierung wird wohl noch einige Klopper mit sich bringen.

Von dem Geld, mit dem Ken ihn eigentlich loswerden möchte, kauft sich Cuckoo einen kleinen Imbisswagen. Tochter Rachel (Tamla Kari) hat Ken erzählt, dass Cuckoo sie verlassen hat. Als der plötzlich wieder auf der Matte steht, brennen seine Habseligkeiten im Garten. Alleine, wie Ken versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und den Familienfrieden zu retten, ist auf eine Art komisch, von der Dating Daisy noch nie gehört hat.

Dating Daisy, ARD, Freitag, 18.45 Uhr, im Anschluss Cuckoo, 19.10 Uhr.

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