Neue Staffel "American Horror Story":Im Bett mit Lady Gaga

American Horror Story: Hotel (PR Material -  FX Networks)

Gruselige Gräfin: In der fünften Staffel von American Horror Story spielt Lady Gaga eine Adlige.

(Foto: FX Networks)

Krasse Geschichten, extreme Stilisierung: Warum die Horror-Anthologie eine der spannendsten TV-Serien ist.

Von Jürgen Schmieder

Why are we not having sex right now? Dieses Schild hängt leuchtend in einem Hotelzimmer, darin bereitet sich Lady Gaga auf einen Abend mit ihrem Partner vor. Pardon, es ist natürlich nicht der Popstar Lady Gaga, sondern The Countess Elizabeth - jene geheimnisvolle Figur in der fünften Staffel der Fernsehserie American Horror Story, eben gespielt von Lady Gaga. Es passiert nicht besonders viel in dieser Szene, zwei überaus attraktive Menschen machen sich für eine offensichtlich glamouröse Nacht fertig, doch immer wieder ist dieses Neon-Zeichen über dem Bett zu sehen: Warum haben wir gerade keinen Sex?

Wer bei so einer Frage rote Wangen bekommt, der kann wahrscheinlich auch mit dieser Serie nur wenig anfangen - was schade ist, weil American Horror Story (AHS) eines der spannendsten TV-Projekte ist: nicht wegen der krassen Geschichten, nicht wegen der extremen Stilisierung und der viszeralen Bilder, sondern vor allem wegen des Formats.

AHS ist eine Anthologie, jede Staffel erzählt eine komplett neue Geschichte mit neuen Figuren. Schauspieler wie Jessica Lange, Evan Peters oder Kathy Bates dürfen sich in jeweils völlig unterschiedlichen Rollen austoben, in jeder neuen Spielzeit gibt es Gäste wie Mena Suvari, Franka Potente oder Neil Patrick Harris. Das ist spannend und eine Alternative zu Serien, die aufgrund des Erfolgs so lange verlängert werden, bis sie sich selbst erschöpfen: In Akte X etwa wurde jede mögliche Variante einer Alien-Invasion gezeigt, bei Grey's Anatomy wurde von der fünften Spielzeit an jede einzelne Folge als die schockierendste in der Geschichte des Fernsehens vermarktet, How I Met Your Mother hätte in "Wie ich mit beinahe jeder Frau in Manhattan schlief" umbenannt werden sollen.

Anthologien gab es schon immer, jetzt erlebt das Genre ein Revival

In dieser Staffel geht es um ein gruseliges Hotel in Los Angeles - wobei recht schnell klar wird, dass es sich dabei um eine Metapher handelt. Statt des Namens Hotel Cortez sind stets nur die Initialen HC zu sehen, am Ende der ersten Episode ist das Lied Hotel California von den Eagles zu hören. Von dem heißt es bisweilen, dass sich der Text weniger auf Kalifornien bezieht als vielmehr auf Anton Lavey, der einst ein Hotel in San Francisco gekauft und dort die Church of Satan gegründet hat.

Es passieren nun schon in der ersten Folge seltsame Dinge in diesem Hotel, die Bewohner und Besitzer sind besessen oder tot oder beides. Die Gäste sind stets in Gefahr, verführt oder umgebracht zu werden - oder beides gleichzeitig. Vor allem aber kann jemand, der einmal eincheckt, dieses Hotel niemals wieder verlassen. Es gibt viel Blut und nackte Haut zu sehen, nicht selten geht es darum, dass jemand auf möglichst grausame Weise umgebracht wird.

Freilich sind Anthologien nicht neu, es gab sie bereits in den Zwanzigern im Radio, in den 1950er- und 60er-Jahren erlebten sie mit Alfred Hitchcock Presents oder The Twilight Zone ihren ersten Peak im Fernsehen. Durch AHS, eine der erfolgreichsten Serien im US-Kabelfernsehen und bislang 71 Mal für den Emmy nominiert, erlebt das Format eine Renaissance: Fargo, das auf dem gleichnamigen Kinofilm basiert, läuft gerade erfolgreich auf FX, der Pay-TV-Sender HBO einigte sich gerade auf einen Drei-Jahres-Vertrag mit Nic Pizzolatto, der nun wohl als erstes eine dritte Staffel von True Detective produzieren darf. Die erste Staffel war grandios, die zweite unterdurchschnittlich. Das ist die Gefahr bei Anthologien: Wenn die Geschichten nicht aufeinander aufbauen und stets neue Figuren eingeführt werden müssen, muss jede Staffel neu überzeugen.

Für all jene, die sich wundern, was es denn nun mit diesem Schild in der ersten Folge auf sich hat: Natürlich hat Lady Gaga noch Sex, schließlich gilt die Regel des Dramatikers Anton Tschechow ("Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann muss dieses Gewehr im zweiten oder dritten Akt auch abgefeuert werden") auch für Fernsehserien.

American Horror Story, Fox, mittwochs, 21 Uhr.

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