"Magda macht das schon!" auf RTL:Kochen kann sie auch

Magda macht das schon

Klaut das "Polenmädel"? Verena Altenberger als Magda.

(Foto: Christiane Pausch/RTL)

Herzliche Polin versus wohlstandsverwahrloste Deutsche: Die RTL-Serie "Magda macht das schon!" über eine polnische Pflegekraft spielt mit Klischees und verzockt sich dabei.

Von Luise Checchin

Eine polnische Pflegekraft zieht bei einer deutschen Familie ein und krempelt ihr wohlstandsverwahrlostes Leben um. Eigentlich klingt das nach Serienstoff, der funktionieren könnte. Immerhin gibt es eine Außenseiterfigur, die man positiv umdeuten, die alternde Gesellschaft, über die man nachdenken, ein paar Klischees, mit denen man spielen kann.

Ähnliches werden sich die Macher der Sitcom Magda macht das schon! gedacht haben, wobei aus den paar Klischees ein paar mehr geworden sind. Magda ist eine katholische, knödelkochende Endzwanzigerin, deren Nagellack vom gleichen Rot ist wie ihre Pumps und die wohl am treffendsten mit dem Wort "patent" beschrieben sein dürfte. Waltraud wiederum, die ältere Dame, um die sich Magda kümmern soll, liest zum einschlafen Erinnerungen an Schlesien und versteckt ihre Wertsachen vor dem vermeintlich klauenden "Polenmädel".

Eine fröhliche Salve Polkamusik bei jedem Szenenwechsel

Waltrauds Familie hat derweil andere Probleme. Die Mutter ist von ihrem Job gestresst, der Vater interessiert sich vor allem für sein Motorrad, die Kinder lassen Anzeichen von Mobbing und Essstörungen erkennen. Die emotional entfremdeten Deutschen auf der einen und die herzliche Polin auf der anderen Seite, so verlaufen die Fronten bei Magda macht das schon! Dazu gibt es zwischen jedem Szenenwechsel eine fröhliche Salve Polkamusik.

Das Aufgreifen von Klischees, das Aufeinandertreffen von Gegensätzen unter einem Dach, in alledem ähnelt Magda macht das schon! stark der ARD-Serie Türkisch für Anfänger. Die Geschichte um die deutsch-türkische Patchworkfamilie war Mitte der Nullerjahre allerdings deshalb so erfolgreich, weil sie Stereotype klug unterwanderte und jeder Figur eine gewisse Ambivalenz zugestand. Diese Ambivalenz sucht man bei Magda vergebens. Die Charaktere bleiben eindimensional, Klischees werden nicht aufgebrochen, sondern verkommen zum Selbstzweck.

"Ihr vertragt ja alles, ihr Polen, eure Mägen sind stabiler"

Dabei gibt Hauptdarstellerin Verena Altenberger ihr Bestes, der Magda ein paar Schattierungen zu verleihen. Wie sie die rassistischen Sprüche von Waltraud mit lässiger Ironie kontert, ist stellenweise wirklich sehenswert. "Ihr vertragt ja alles, ihr Polen, eure Mägen sind stabiler. Wenn ich schon an eure Zigaretten denke", sagt Waltraud zum Beispiel und Magda antwortet: "Die essen wir nicht, nur in ganz schlechten Zeiten."

Aber auch Altenbergers beste Momente trösten nicht darüber hinweg, dass ihr polnischer Akzent etwas zu gekünstelt klingt. Wieso, fragt man sich, je länger man guckt, konnten die Serienmacher sich nicht wenigstens dieses kleine bisschen Authentizität gönnen und eine polnische Schauspielerin für die Rolle engagieren? Und so führt Magda macht das schon! vorzüglich vor, wie man mit Klischees spielen und sich dabei verzocken kann.

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