Neue Serie:Liebling Düsseldorf

In "Falk" mit Fritz Karl in der Hauptrolle wird ein verkrachter Edelgastronom zum genialischen Anwalt. Das Konzept der neuen ARD-Serie erinnert an "Dr. House" oder "Sherlock" - ist aber so bieder erzählt wie "Ein Schloss am Wörthersee".

Von David Denk

Ein Satz zum Zustand des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: Auch im Jahr 2018 reicht es in einer gebührenfinanzierten TV-Produktion aus, bunt gemusterte Socken zu tragen, um als unkonventionell zu gelten; ja als "Papagei" muss er sich beschimpfen lassen, dieser komische Vogel. Einen Vornamen braucht er nicht, alle nennen ihn nur Falk und so heißt auch die neue ARD-Serie mit Fritz Karl in der Titelrolle.

Dieser Falk ist ein verkrachter Rechtsanwalt, der nach einem gescheiterten Ausflug in die Edelgastronomie in seinen alten Beruf zurückkehrt, weil ... ja, wieso eigentlich? Die Geschichte geht so, dass sein früherer Chef (Peter Prager), der ihn zurückgewinnen will, sich als der Investor entpuppt, der Falks runtergewirtschaftetes Restaurant übernommen hat (hinter dessen Rücken offenbar). Und nun verspricht er, es Falk zurückzugeben, wenn der ihm und seiner chronisch überspannten Tochter Sophie (Mira Bartuschek) bei einigen heiklen Fällen unter die Arme greift, zum Beispiel bei der Erpressung des NRW-Ministerpräsidenten Stein (Arved Birnbaum) mit Fotos, die ihn in Dessous zeigen. Ja, da geht's zu in Düsseldorf! Rätselhafterweise lässt Falk sich auf den Deal ein. Dabei ist der misanthropische Lebemann am liebsten Gast, Wirt zu sein ist ihm eine Qual. Und Anwalt zu sein nicht minder.

Wer den Fehler macht und in Falk Figuren und ihre Motive zu verstehen versucht, kommt nicht weit, weil sich alles im Klischee erschöpft. Keine der Figuren hat ein Geheimnis oder zumindest keines, für das man sich auch nur ansatzweise interessieren würde. Abziehbilder, wohin man blickt. Und das ist für eine Erzählung, zumal eine serielle, doch schon ziemlich ungünstig. Fortsetzung folgt - na und?

Von den Machern sicher nicht beabsichtigt (Buch: Peter Güde nach einer Idee von Stefan Cantz und Jan Hinter; Regie: Pia Strietmann), kann der Zuschauer nur zu gut nachvollziehen, wie sich der genialische Falk im Anwaltsjob fühlen muss: grotesk unterfordert nämlich. Damit auch niemand auf der Strecke bleibt, sprechen die Figuren in Falk nicht vorrangig durch Taten, sondern indem sie ständig erklären, was eh schon klar ist. Falk: "Ich kann nicht mit Menschen. Und mit Mandanten schon gar nicht." Die Schauspieler werden zu Textaufsagern degradiert.

Ärgerlich an Falk ist auch, dass die Serie sich spürbar von modernen Serien-Figuren wie Dr. House oder dem BBC-Sherlock inspirieren ließ, aber bieder erzählt ist wie weiland Ein Schloss am Wörthersee. Doch es war nicht alles schlecht: 1986 startete im Ersten eine Serie um einen unkonventionellen Anwalt, Liebling Kreuzberg. Die gute Nachricht: Das deutsche Gebührenfernsehen war also schon mal weiter. Die schlechte: vor über 30 Jahren.

Falk, Das Erste, 20.15 Uhr.

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