Die Nachricht dürfte den Erziehungsberechtigen Tausender trikotbewehrter D-Jugendspieler Sorgenfalten auf die Stirn treiben: Das aktuelle Sportstudio soll von September an samstags erst um 23 Uhr auf Sendung gehen, teilt das ZDF mit. Wer nicht für die Live-Übertragungen bezahlt, heißt das, muss eine Stunde länger als bisher auf die Bundesligatore warten - und junge Fußballfans kommen am Samstag noch später ins Bett.
Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein muss demnächst samstags länger wachbleiben: Das neue Sendeschema des ZDF verschiebt das "aktuelle Sportstudio" auf 23 Uhr.
(Foto: Bongarts/Getty Images)Seit 1963 gehört das aktuelle Sportstudio für Anhänger des Ballsports zum Pflichtprogramm. Auf dessen Sendeplatz wird nun statt auf Torwände auf Halunken geschossen: Das ZDF strahlt um 21:45 Uhr die Krimireihe Siska aus, im Anschluss das heute journal und erst dann darf das Sportstudio auf Sendung gehen.
Diese Entscheidung - die ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz als "Programmoptimierung am Samstagabend" bezeichnet - stößt nicht nur bei Fußballfans auf Unverständnis: Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa ist die späte Sendezeit auch in Gruschwitz' eigener Redaktion umstritten. Mitarbeiter fürchteten, dass die Einschaltquoten darunter leiden könnten.
Erst im vergangenen Jahr führte die Deutsche Fußball Liga (DFL) das 18:30 Uhr-Spiel ein. Zu den großen Gewinnern dieser Neuerung zählte das aktuelle Sportstudio: Die ZDF-Sendung konnte einen Zuwachs von mehr als 10 Prozent auf 2,37 Millionen Zuschauer verbuchen. Dass das ZDF diesen Erfolg durch einen neuen Sendeplatz gefährdet, verwundert auch DFL-Chef Reinhard Rauball. "Gerade junge Fans, die sonst manchmal noch länger aufbleiben und das Sportstudio verfolgen konnten, werden dann wohl fehlen", sagte Rauball der Zeitung Sport Bild. "Ich bin verwundert, dass das ZDF sein Alleinstellungsmerkmal am Samstag auf diese Weise relativiert." Die Entscheidung bewege sich aber im Rahmen der abgeschlossenen Verträge, so Rauball weiter.
Warum also wider der Weisheit der englischen Fußballlegende Alf Ramsey handeln, der einst den Ausspruch prägte "Never change a winning team"?
Der Sender begründet die Programmänderung mit einem Gewinn an Routine: "Damit erhält der Zuschauer eine verlässliche Anfangszeit. Das war in der Vergangenheit nicht immer gewährleistet", sagte Gruschwitz. Ausnahmen soll es weiterhin nur bei Unterhaltungssendungen wie Wetten, dass ...? geben. Dann kann das Sportstudio auch schon mal noch später beginnen - wie bereits mehrfach in der Vergangenheit praktiziert.
Ob die Fußballfans diese Erklärung schlucken und Katrin Müller-Hohenstein und ihrer Torwand am Samstagabend weiterhin die Treue halten, werden die Einschaltquoten zeigen.