Neue Kochserie "Beef Buddies":Als die Schnitzel laufen lernten

Beef Buddies

Die Beef Buddies und Profi-Köche Tarik Rose, Frank Buchholz und Chakall. 

(Foto: ZDF/Endemol)

Mit der "Food-Adventure"-Serie "Beef Buddies" ist der Kult um den Fleischverzehr im Fernsehen angekommen. Drei Männer braten unter freiem Himmel Steaks und geben sich dabei extra männlich. Der Grill dient als letzte Bastion eines verunsicherten Geschlechts.

Von Kathleen Hildebrand

Männer haben es seit geraumer Zeit ja sehr, sehr schwer. Sie sollen in den Chefetagen Platz für Quotenfrauen machen und stattdessen gefälligst in die Elternzeit gehen. Und dann werden sie auch noch kritisiert, wenn sie deswegen schüchtern werden, enge Strickjacken anziehen, und sich nicht mehr trauen, Frauen anzusprechen. Klare männliche Identitätsangebote gibt es nicht mehr. Das könnte man gut finden, weil so auch Neues möglich wird. Doch es ist lukrativer, es als Problem zu behandeln.

Als Problem, das archaischer Lösungen bedarf. Zeitschriften wie Beef, Meet und Der Griller laden die Männer in eine Nische voller Steaks und Frikadellen ein. Das ist euer wahres Ich, raunen die Magazine ihnen zu, "Eat like a Man!" fordert Meet. Wenn du Fleisch isst, bist du ein Mann. Wenn du ins vegane Bio-Restaurant gehst, dann eher nicht.

Mit seiner neuen Kochserie Beef Buddies springt ZDF Neo jetzt auf den Fleisch-Zug auf. Kochen funktioniert seit Jahren immer bestens und für die verunsicherte Männerseele haben die Macher ein bisschen Abenteuer hineingemischt: "Food Adventure" heißt das neue Genre, gekocht wird draußen, ohne viel Schnickschnack, im Angesicht des lebendigen Tieres: "Kochen für echte Männer", kumpelt es aus den Pressetexten.

Doch während Fleisch als Motiv der Beef-Hochglanzfotos die große Illusion von der Männlichkeit befeuern mag, entweicht ihr schnell die Luft, wenn echte, heutige Männer mit ins Bild treten, um sie auszuleben. Die Archaik des Fleischs verpufft sofort, wenn moderne Männer sich mit ihr schmücken wollen.

In der ersten Folge wagten sich die drei Köche Frank Buchholz, Tarik Rose und Eduardo "Chakall" Andrés Lopez auf die schwäbische Alb. Dort züchtet ein grobschlächtiger Mann namens Willi Wolf Büffel. Willi Wolf erklärt den Beef Buddies die Welt der wahren Männer draußen auf der Büffelweide: "Ein Mann braucht ein gutes Pferd, einen guten Hund, ein gutes Messer und eine Schrotflinte. Dann kann er auf der ganzen Welt überleben. Merkt euch das für heute." Die drei nicken eifrig. Unterwerfung unter den Leithammel ist männlich.

Gemüse geht nur grob geschnitten

Zwischendurch bereitet jeweils einer der Köche einen Teil vom Albbüffel zu. In einem Smoker auf der Wiese, in einer süßen kleinen Planwagenküche, die plötzlich neben der Weide steht oder vor dem Blockhaus. Hauptsache draußen, denn das ist männlich. Männlich ist es auch, Marinaden sehr schnell und sehr grob anzurühren und das Gemüse in sehr große Schnitze zu schneiden. Nur nicht zu fein, nur nicht zu sorgfältig.

Als Tarik Rose seinen Braten fertiggesmokt hat, ruft er die anderen herbei: "Essen ist fertig!". Die stöhnen dann so, als hätten sie sich den Riesenbraten irrsinnig verdient, weil sie in der Zwischenzeit einmal um die Büffelweide gelaufen sind. Motzschwabe Willi Wolf rüpelt unlustig: "Ich hab mir schon gedacht, dass du genauso schlecht kochst, wie du reiten kannst." Das ist männliche Herzlichkeit.

Am Ende der ersten Folge ist es wieder gut mit dem Abenteuer - die Männer stehen gemütlich mit Champagner (!) in den Gläsern um einen, klar, Grill herum. Willi Wolf kommt zum Abschied dazu und, klar, motzt: "Ihr Schweinepriester!" Schwein gibt es aber erst in Folge 2. Wildschwein natürlich.

Was ist da passiert, in den letzten Jahren, mit den Männern und dem Kochen, den Männern und dem Fleisch? Es ist ja schon auffällig genug, dass so gut wie alle Fernseh- und Sterneköche Männer sind, obwohl das Alltagskochen traditionell Frauensache ist. Das Kochen ist durch sie in den Rang des elaborierten Experten-Hobbys aufgestiegen, für das man japanische Super-Messer und sehr schwere, teure Eisenpfannen braucht. Doch offenbar reicht das nicht. Die neue Fleisch-Begeisterung verbrämt das Kochen jetzt auch noch zum archaischen Abenteuer.

Könnte es sein, dass da gerade eine Eroberung frei werdenden Territoriums erfolgt? Das wäre doch ein Deal: Die Frauen verschwinden aus der Küche und ziehen in die Chefetagen ein - die Männer machen etwas Platz und leben sich am Herd aus. Wenn dieser Herd dann unbedingt auf einer Büffelweide stehen muss - okay. Wenn Männern die Hausarbeit momentan nur als "Abenteuer" machbar erscheint, dann nennen wir sie eben eine Weile Abenteuer. Irgendwann können sie dann aber gern auch in engen Strickjacken Tofu-Burger braten und sich trotzdem männlich fühlen.

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