Neue Film-Reihe:Familie und andere Katastrophen

Familie verpflichtet

Khaled (Omar El-Saeidi) und David (Max von Pufendorf) gehören zusammen. Doch ihre religiösen Elternhäuser sind in Familie verpflichtet anderer Meinung.

(Foto: NDR/Heimathafen Film & Media)

Mit "Nordlichter" fördert der NDR junge Filmemacher aus der Region.

Von Barbara Oswald

Khaleds Lehrprobe verlief eigentlich ganz gut - bis sein Vater (Ramin Yazdani) den Sportplatz stürmt. "Warum hast du mich angelogen?", fragt er auf Türkisch. Er hat gerade etwas über seinen Sohn erfahren, was er wirklich nicht wusste: Dass Kahled (Omar El-Saeidi) schwul ist. Da steht er jetzt und macht ihm Vorwürfe. Ein türkischstämmiger Junge übersetzt für die anderen Schüler, sodass auch wirklich jeder versteht, worum es hier geht. "Ich bin schwul. Haben das jetzt alle verstanden?", ruft Khaled, bevor er davonläuft. In Familie verpflichtet findet sich das homosexuelle Paar Khaled und David (Max von Pufendorf) gefangen in seinen, wie man so schön sagt, kulturellen Hintergründen, was hier im Wesentlichen bedeutet: in den jeweiligen lieben Familien. Denn nicht nur, dass Khaled sich vor seinem Vater nie geoutet hat. Sein Freund ist Jude und Sohn einer sehr gläubigen Frau (Maren Kroymann) noch dazu. Die mischt sich in alle Angelegenheiten des Paares ein und unterstützt Davids Galerie finanziell. Doch Khaled und David müssen sich auch noch um ihre eigene Familie kümmern. In einer drogenvernebelten Nacht hat David die junge Künstlerin Sarah (Franziska Brandmeier) geschwängert, und nun ist die Frage, ob das Kind zur Adoption freigegeben werden oder doch lieber bei dem schwulen Paar aufwachsen soll. Man könnte den Film von Regisseur Hanno Olderdissen (Buch: Lucas Banuscha, Michael Comtesse) also eine kulturell bunte Familienkomödie nennen. Und er ist der erste einer neuen Reihe des NDR. "Nordlichter" ist eine Initiative, die junge norddeutsche Filmemacher unterstützen will. Frische Filme aus dem Norden wurden gesucht, Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten. Mehr als achtzig Drehbücher gingen beim NDR ein. Acht Komödien wurden weiterentwickelt. Vier davon werden von Donnerstag an ausgestrahlt, vier werden gerade gedreht.

Wie die Filmemacher müssen auch ihre Protagonisten erst noch ihren Weg finden

Neben Familie verpflichtet beschäftigt sich auch Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut (Buch: Georg Lippert; Regie: Viviane Andereggen) mit Familienproblemen und religiösen Fragen. Der zwölfjährige Simon (Maximilian Ehrenreich) steht kurz vor seiner Bar-Mizwa, ist jedoch als Baby nicht beschnitten worden. Nun ist die Frage, ob er das nachholen will. Seine Eltern, die sich gerade getrennt haben, nutzen seine Unentschlossenheit, um sich jetzt eben auch noch über die Vorhaut ihres Sohnes zu streiten: Während sein Vater (Florian Stetter) zum Glauben gefunden hat und den Sohn beschneiden lassen will, ist die Mutter (Lavinia Wilson) streng dagegen. Simon selbst ist derweil mehr mit seiner ersten Liebe beschäftigt. Um Liebe geht es auch in Das Romeo-Prinzip (Buch: Niklas Altekamp; Regie: Eicke Bettinga). Protagonist Tom (Leonard Scheicher) holt sich darin Flirt-Tipps von einem Hausmeister mit mysteriöser Vergangenheit (Veit Stübner). Der vierte Film transportiert ein Roadmovie-Gefühl. Vorstadtrocker (Buch: Paul Florian Müller, Paul Salisbury; Regie: Martina Plura) erzählt die Geschichte eines arbeitslosen Journalisten (Fabian Busch), der die große Story wittert, als er erfährt, dass der untergetauchte Motorradrocker Rolf Olsen (Aljoscha Stadelmann) neben ihm eingezogen ist.

Familie und Liebe sind die beiden großen Themen, die die jungen Drehbuchautoren und Regisseure der Reihe beschäftigen. In den irren Wirrungen von Familienstreitigkeiten, Hormonen und Glaubensfragen befinden sich zumeist junge Protagonisten, sie müssen erst noch ihren Weg finden, genauso wie die Filmemacher auch. "Nordlichter" schafft dafür eine gute Plattform und zeigt, wie Förderung für junge Künstler funktionieren kann.

Familie verpflichtet, NDR, 22 Uhr. Weitere Filme Das Romeo-Prinzip (12. Nov.), Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut (19. Nov.) und Vorstadtrocker (26. Nov.), jeweils 22 Uhr.

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