Neue Degeto-Krimireihe:Schweizer Käse

Der Zürich-Krimi: Borcherts Fall

Wird vorübergehend verhaftet, aber schon nächste Woche ist er wieder da: Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund).

(Foto: ARD Degeto)

Zürich ohne Zwischentöne: In "Borcherts Fall" legt sich ein rebellischer Anwalt mit alten Freunden an.

Von David Denk

"Fenchelsalami, klasse!" Noch nicht mal in Ruhe auf dem Wochenmarkt Wurst probieren kann Thomas Borchert (Christian Kohlund) nach der Rückkehr in seine alte Heimat Zürich. Immerzu macht dem (natürlich unschuldig) in einen Bestechungsskandal verwickelten Rechtsanwalt sein Gerechtigkeitssinn einen Strich durch die Rechnung. Als eine junge Illegale wegen Diebstahls festgenommen wird, lässt Borchert die Wurst Wurst sein, mischt sich ein und landet in Polizeigewahrsam. Bevor er, unterstützt von der ehrgeizigen jungen Kollegin Dominique Kuster (Katrin Bauerfeind), herausfindet, dass alte Freunde - Zufälle gibt's! - Interesse an der Ausweisung der Frau haben, muss er sich mit einem Beamten herumschlagen, der so korrekt ist wie Borchert aufsässig.

Polizist: Wie Sie wissen, haben Sie das Recht auf einen Anwalt.

Borchert: Sorgen Sie lieber dafür, dass die junge Frau einen kriegt.

Polizist: Das heißt, Sie verzichten auf den Ihnen zustehenden Rechtsbeistand.

Borchert: Ich verzichte auf gar nichts. Ich will, dass Sie mich jetzt gehen lassen. Oder steht da (zeigt auf den Laptop des Polizisten) noch was Schlaues über mich drin?

Polizist: Keine Sorge, da steht so einiges.

Borchert: "Man kann die Wahrheit nicht ins Feuer werfen - sie ist das Feuer." Dürrenmatt, Friedrich.

Polizist: Schön. Wie lange hatten Sie vor, in der Schweiz zu bleiben?

Borchert: Aus Sicht eines Anwalts würde ich sagen: Das geht Sie einen Scheißdreck an.

Polizist: Aus meiner Sicht sollten Sie jetzt Ihren Anwalt anrufen. Wenn Sie keinen kennen, besorge ich Ihnen einen.

Borchert: So weit kommt's noch.

Okay, okay, die neue Degeto-Donnerstagsreihe heißt Der Zürich-Krimi, aber mit solchen hüftsteifen, trantütigen, einschläfernden Dialogen (Buch: Verena Kurth) tut man selbst den Schweizern Unrecht. "Borcherts Fall", der erste Film (Regie: Matthias Steurer), zieht sich zäh wie Raclettekäse. Apropos Käse: Nichts ist hier stimmig, alles wirkt aufgesetzt wie die nachsynchronisierten Dialoge, geschrieben von einer Autorin, die menschliche Kommunikation mit einem Schwarz-Weiß-Film verwechselt. Zwischentöne Fehlanzeige. Jede Figur trägt ihr Herz (oder den Stein, der dort als Platzhalter installiert ist) auf der Zunge. "Ich geh jetzt besser, bevor ich noch kotzen muss", beendet Raubein Borchert ein Gespräch mit dem Geschäftsmann Matthias Duplessis, der mit keiner Silbe Zweifel daran aufkommen lässt, ein durchtriebener reicher Fiesling zu sein. Und einer wie Borchert wird nicht eher ruhen, bis er ihn zur Strecke gebracht hat. Der zweite Film kommende Woche heißt folglich "Borcherts Abrechnung". Ein dritter wäre - Stand jetzt - deutlich zu viel der Ehre.

Der Zürich-Krimi: Borcherts Fall, ARD, 20.15 Uhr.

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