Neue Ausgabe von "Charlie Hebdo":Rückkehr der fröhlichen Karikatur

  • Das Satiremagazin Charlie Hebdo hat das zweite Heft nach dem Terroranschlag vom 7. Januar herausgebracht. Die Auflage liegt bei 2,5 Millionen Exemplaren.
  • Das neue Heft steht im Zeichen der Fröhlichkeit. Die Titelseite steht unter dem Motto "Es geht wieder los", im Heft wird an verschiedenen Stellen auch der Islam thematisiert.
  • In einigen Teilen Deutschlands ist das Heft bereits von Mittwoch an erhältlich, flächendeckend liegt es ab Samstag am Kiosk aus.

Charlie Hebdo ist zurück

Das französische Satiremagazin Charlie Hebdo ist wieder im Verkauf. Sieben Wochen nach dem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion mit zwölf Toten lag das frisch gedruckte Heft am Mittwochmorgen an den Kiosken aus.

Geplant ist eine Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren. Die Ausgabe nach dem Attentat vom 7. Januar war mit einer Auflage von fast acht Millionen Exemplaren erschienen; vor dem Anschlag waren es 60 000 Hefte. Im Anschluss hatten die Mitarbeiter eine Pause angekündigt. Künftig soll die Zeitschrift wieder im Wochenrhythmus erscheinen.

Was ist auf dem Cover?

Die neue Titelseite unter dem Motto "Es geht wieder los" zeigt eine Karikatur mit einer Meute von Hunden in Gestalt jener Figuren, die das Satiremagazin auf's Korn nimmt. "Das sind all die Leute, die uns am liebsten zerreißen wollen", sagte Chefredakteur Gérard Biard. Zu erkennen ist die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist durch einen kleinen Kläffer dargestellt, im Rudel sind zudem ein bewaffneter Islamist sowie Papst Franziskus. Diese Meute hetzt einen kleinen Köter, der mit einem Charlie Hebdo-Exemplar im Maul davonjagt.

Welche Rolle spielen der Anschlag und der Islam?

Zeichner Luz (Renald Luzier), von dem das Coverbild stammt, begründete seine Motivwahl mit dem Wunsch, etwas Unschuldiges darzustellen: "Ich wollte die Rückkehr der fröhlichen Karikatur von Chalie Hebdo zeichnen." Er sei nicht besessen davon, was geschehen ist. Es gebe viele andere Themen. Die Ausgabe markiere einen Übergang vom Schweren, Ernsthaften hin zu mehr Leichtigkeit, sagte auch der Herausgeber des Magazins Riss (Laurent Sourisseau). Mit dem Terroranschlag befasst sich die Redaktion dennoch, auf 16 Seiten finden sich Texte und Karikaturen über die Bluttat. An verschiedenen Stellen wird der Islam thematisiert, eine Mohammed-Karikatur taucht dieses Mal jedoch nicht auf. Auch die Schändung eines jüdischen Friedhofs, die griechische Finanzlage oder die Grippewelle in Frankreich kommen in der Ausgabe vor.

Einnahmen in Millionenhöhe

Der Ansturm, den es auf die erste Ausgabe nach dem Anschlag gegeben hatte, blieb dieses Mal aus. Allerdings hat sich die Zahl der Abonnements inzwischen stark erhöht - auf 200 000 Exemplare. Vor dem Anschlag waren es acht- bis zehntausend.

Noch immer finden die Zeichner von Charlie Hebdo Unterschlupf in der Redaktion der Tageszeitung La Libération. Die neuen Räume, die die Stadt Paris dem Satiremagazin spendiert hat, sind noch nicht fertig. Aber Geldsorgen, bislang ein steter Begleiter der Macher von Charlie Hebdo, haben sie vorerst nicht mehr. Die Rekordauflage der ersten Ausgabe nach dem Anschlag brachte 30 Millionen Euro. Ein Teil des Geldes soll an die Hinterbliebenen der Opfer des Terroranschlages gehen, der Rest die Zukunft des Magazins sichern.

Wann kommt das Heft nach Deutschland?

Vom neuen Heft sollten am Mittwoch 15 000 Exemplare in die Regionen Rhein/Main, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und Hamburg geliefert werden. Die gleiche Menge soll kommenden Samstag in die übrigen Teile Deutschlands gehen. In Deutschland wird das Heft mit vier Euro einen Euro teurer sein als in Frankreich.

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