Negativpreis für Autofahrerclub:ADAC erhält "Verschlossene Auster"

ADAC-Sitz in München: Der Autofahrerclub erhält "Verschlossene Auster" für seine schlechte Informationspolitik während der Manipulationsvorwürfe. (Foto: dpa)

Nach Ansicht des Journalistenvereins Netzwerk Recherche ist der ADAC der Informationsblockierer des Jahres. Wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Aufklärung der Manipulationsvorwürfe erhielt der Autofahrerclub den Negativpreis des Journalistenvereins.

Negativpreis für eine schlechte Informationspolitik: Der Autofahrerclub ADAC ist nach Ansicht des Journalistenvereins Netzwerk Recherche der "Informationsblockierer des Jahres". Der Verein zeichnete den ADAC am Samstag in Hamburg mit seinem Negativpreis "Verschlossene Auster" aus.

Der ADAC habe Berichte über Manipulationen und Ungereimtheiten zunächst bestritten und abgewiegelt, sagte Laudator Alfons Kifmann. Als die Vorwürfe sich bewahrheiteten, habe der Verein es nicht vermocht, der Krise Herr zu werden. "Ich meine, für diese konsequent abwehrende und widersprüchliche Informationspolitik hat der ADAC die 'Verschlossene Auster' wirklich verdient", sagte Kifmann. Er war selbst zwischen 1995 und 1998 ADAC-Funktionär.

Der ADAC gab sich zerknirscht. Man habe "nicht entschuldbare Fehler" gemacht, teilte der Pressesprecher dem Netzwerk Recherche mit. Die zweite Vorsitzende des Journalistenvereins, Julia Stein, verlas das Antwortschreiben auf der Preisverleihung.

Im Februar 2014 hatten Recherchen der Süddeutschen Zeitung ergeben, dass der ADAC die Wahlen zum Autopreis "Gelber Engel" jahrelang manipuliert hatte. Weitere Informationen kamen ans Licht, der ADAC schlitterte in eine Vertrauenskrise, Kommunikationschef Michael Ramstetter und ADAC-Präsident Peter Meyer traten zurück, auch Geschäftsführer Karl Obermair ging. Obermair hatte die Vorwürfe anfangs noch als "Unterstellungen und Unwahrheiten" bezeichnet.

Am Freitag hatte das Netzwerk Recherche die Journalisten Bastian Obermayer und Uwe Ritzer geehrt, die den ADAC-Skandal angestoßen hatten. In den vergangenen Jahren wurden der Weltfußballverband FIFA und die katholische Kirche mit der "Verschlossenen Auster" bedacht.

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