Nachruf:Nie verlegen

Der Journalist Joachim Sobotta war ein Konservativer vom alten Schlag, mit dem man trefflich streiten konnte. 1997 ging der langjährige Chef der "Rheinischen Post" in den Ruhestand. Nun ist er mit 85 Jahren gestorben.

Von Hans Hoff

Ein Tag ohne Kommentar war für Joachim Sobotta ein verlorener Tag. Der langjährige Chefredakteur der Rheinischen Post war nie verlegen, wenn es darum ging, seinen Lesern die politische Lage zu erklären und sie im Sinne seiner "Zeitung für Politik und christliche Kultur" zu interpretieren. Sobotta hatte bei der WAZ volontiert und danach Jura studiert. Er war ein Konservativer vom alten Schlag, ein gebürtiger Niederschlesier, ein engagierter evangelischer Christ, einer, der seine Werte hochhielt, der sich darüber hinaus aber auch der berühmten rheinischen Liberalität verpflichtet sah und durchaus auch mal fünf gerade sein lassen konnte. Man konnte als Redakteur trefflich mit ihm streiten und auch mal laut werden, wenn es die Sache erforderte. Stets wog Sobotta weise ab und gab auch mal dem Gegenüber recht. Er war durchaus an anderen Meinungen interessiert. Das reine Verkünden sparte er sich für seine Leitartikel auf. Selbst als er 1997 als dienstältester Chefredakteur Deutschlands in Pension ging, ruhte er nicht und übernahm eine Kolumne in der Welt am Sonntag. Joachim Sobotta ist am 10. Juni im Alter von 85 Jahren gestorben.

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