Nachruf:Kunst am Wort

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Adrian Anthony Gill war Restaurantkritiker für die Sunday Times und für Vanity Fair und schrieb aber auch gerne über das Fernsehen. Seine Autobiografie Pour Me: A Life erschien 2015.

(Foto: Ian Gavan/Getty Images)

Der sprachgewaltige Kritiker und Essayist hat die Beleidigung zur Kunstform erhoben. Jetzt ist AA Gill im Alter von 62 Jahren gestorben.

Von Alexander Menden

Kaum war der Tod des Times-Restaurantkritikers und Essayisten AA Gill bekannt geworden, waren binnen Minuten zahlreiche Kollegen zur Stelle, die betonten, was für ein freundlicher Mann er im persönlichen Umgang gewesen sei. Diese Klarstellung schien in seinem Fall wichtig, weil Gill als Autor vor allem von der Kontroverse gelebt hatte. Der gebürtige Schotte wäre gerne Künstler geworden. Als Schreiber erhob er die Beleidigung zu einer Kunst - bezeichnete die Waliser als "quasselnde, unmoralische, hässliche Trolle" und den Sänger Morrissey als "grantigsten, nörgeligsten Menschen, der je geatmet hat - und das sind nur seine guten Eigenschaften".

Adrian Anthony Gill, der nach einer erfolgreichen Entzugskur als Dankesgeste gegenüber den Anonymen Alkoholikern nur noch unter den Initialen "AA" publizierte, war vor allem ein exzellenter Stilist. Mochte der bisweilen gewollt wirkende Nonkonformismus seiner Texte noch so nerven, man las sie als Sprachkunstwerke immer mit Genuss. Vor Kurzem erst hatte er in der Times erklärt, dass bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden sei. AA Gill starb am Samstag mit 62 Jahren - einen Tag, bevor das Magazin der Times seinen letzten Artikel publizierte.

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