Nachruf:Arbeitsgenie

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Der Regisseur Bernd Fischerauer, geboren 1943 in Graz, inszenierte erst am Theater. Später gewann er für seine Fernseharbeiten den Bambi und den Grimme-Preis. (Foto: Ursula Düren/dpa)

Der Regisseur Bernd Fischerauer inszenierte erst am Theater den Boheme-Schmäh seines Mit-Grazers Wolfgang Bauer, später sehr erfolgreich Serien und Reihen fürs Fernsehen. Am Sonntag ist er in München gestorben.

Von Willi Winkler

Es gab eine Zeit, unfassbar heute, da brauchte es keinen Castorf, um Leben auf die Bühne zu bringen, denn Wolfgang Bauer schrieb die besten Stücke dafür. Das Genie kam aus Österreich, also aus Graz, und haute Sachen wie Change und Magic Afternoon heraus, Neurasthenie-Opern im absoluten Präsens, reines '68, aber so unpolitisch wie nur möglich. Bernd Fischerauer, als Mit-Grazer für diesen konzentrierten Boheme-Schmäh prädestiniert, brachte die versoffene und verkiffte Morbidezza auf die Bühne. Neben Bauer inszenierte er auch Peter Turrini, sogar die grundböse Hochzeit von Elias Canetti und Gespenster, nochmal von Bauer, landete dann aber, weil das Leben sich partout nicht an die Kunst halten will, beim Fernsehen. Er inszenierte Fernsehstoffe: die Wiesingers und Regina auf den Stufen und mehrere Folgen von Ein Fall für zwei. Als musterhafter Arbeiter gewann er natürlich die vorgeschriebenen Bambis und Grimmes, an die große Kunstschöpfungsgeniezeit um 1970 konnte er aber nicht mehr anknüpfen.

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