Murdoch-Imperium in Deutschland:Leo Kirch und der Leberkäs

"Super"-Zeitung, Hitler-Tagebücher, Senderbeteiligungen bei Vox und TM3: So viel Rupert Murdoch auch investieren mochte, in Deutschland hatte der Medienunternehmer einfach wenig Fortune. Aber wer nichts wagt, verliert bestimmt.

Hans Leyendecker

Als Leo Kirch noch lebte, schaute bei ihm im Münchner Stadtbüro manchmal der Medienunternehmer Rupert Murdoch vorbei. Es gab Weißwurst und Leberkäs, und Murdoch sprach von alten Zeiten. Er konnte sich ziemlich genau an seine diversen deutschen Medienabenteuer erinnern. Von Mitte 1991 bis Mitte 1992 hatte er gemeinsam mit dem Münchner Verleger Hubert Burda in Berlin die Super-Zeitung gemacht. Ein Desaster.

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Rupert Murdoch (im Bild) schaute öfter mal auch bei Leo Kirch vorbei, dann gab es Weißwurst und Leberkäs.

(Foto: Reuters)

Was macht dieser "verrückte Chefredakteur" heute, fragte Murdoch bei einem Deutschland-Besuch und meinte den einstigen Super-Chefredakteur Franz-Josef Wagner, der seit etlichen Jahren ein ziemlich erfolgreicher Bild-Kolumnist ist. Ohrenzeugen versichern, dass Murdoch auf den Hinweis, der Mann sei einer der besten deutschen Boulevard-Leute und werde in Fachkreisen "Gossen-Goethe" genannt, ungläubig dreingeschaut habe.

Bis in diesen Tagen die Anti-Murdoch-Revolution in England ausbrach, war der Medienunternehmer fast überall auf dem Globus erfolgreich, nur nicht in Deutschland. Unvergessen, dass Murdoch die britischen Rechte an den Hitler-Tagebüchern erworben hatte. Er war sogar nach Zürich gereist, um die Bände im Tresor einer Bank zu beschnüffeln. Murdoch hatte sich auf das Gütesiegel des Historikers Hugh Trevor-Roper verlassen, und als dieser dann selbst zweifelte, war es schon zu spät.

Die Sunday Times, die zu Murdochs Reich gehörte, druckte die Geschichte, und als die Fälschung aufflog, beruhigte Murdoch seine Getreuen: "Macht euch nichts draus. Wir sind in der Unterhaltungsbranche". Das an Gruner + Jahr gezahlte Geld für die Rechte, immerhin 400.000 Dollar, hat er sich dann aber zurückgeholt.

In Deutschland hatte Murdoch wenig Fortune. Auch fehlte es ihm, anders als viele Jahre in England, an Beistand in der Politik. Zwar marschierte er ins Kanzleramt, aber viel Rückhalt bekam er dort nie. Bei der Insolvenz von Kirch verlor er schätzungsweise 300 Millionen Euro. Senderbeteiligungen wie bei Vox und TM3 hat er wieder verkauft.

Seit ein paar Jahren versucht er sich an einer wirklich schwierigen Mission. Er erwarb den Pay-TV- Anbieter Premiere und machte daraus Sky. Der Verlust 2009 lag bei 677 Millionen Euro, 2010 waren es noch rund 408 Millionen Euro. Aber: Wer nichts wagt, verliert bestimmt.

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