Middelhoff-Doku:"Nicht akzeptabel"

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Der WDR setzt einen Film über Thomas Middelhoff kurzfristig ab. Als Grund nennt der Sender einen Vertrag zwischen Middelhoff und dem Produzenten - er habe dem früheren Manager unter anderem Mitsprache beim Drehbuch eingeräumt.

Von hans hoff

Eigentlich sollte an diesem Donnerstag im WDR Fernsehen ein neuer Beitrag aus der Dokumentarreihe "Menschen hautnah" laufen. Thomas Middelhoff - Absturz eines Topmanagers lautet der Titel des zur Ausstrahlung vorgesehenen 45-minütigen Films, in dem der einstige Bertelsmann- und Karstadt-Manager porträtiert wird, der im November 2014 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war und in der vergangenen Woche frei gekommen ist. Der Film sollte unter anderem Middelhoffs Zeit als Freigänger und seine Arbeit in einer Behindertenwerkstatt in Bielefeld-Bethel zeigen, seine steile Karriere beleuchten und beschreiben, wie es zu dem beispiellosen Absturz kam, wie aus dem einst strahlenden Topmanager ein Häftling mit Gesundheitsproblemen wurde.

So war die Geschichte vorab vom WDR beworben worden. Doch aus den hochfliegenden Dokumentationsplänen wird nun erst einmal nichts. Der Film ist abgesetzt worden. Stattdessen läuft um 22.40 Uhr im WDR Fernsehen die Dokumentation Jan tanzt aus der Reihe. Wie ein Behinderter alten Menschen helfen will. Als Anlass für die plötzliche Programmänderung verweist der WDR auf "eine bestehende vertragliche Vereinbarung zwischen Thomas Middelhoff und dem Produzenten, deren konkreter Inhalt der Redaktion erst kurz vor der Ausstrahlung offengelegt wurde". In dieser Vereinbarung habe der Produzent, dessen Identität der WDR auch auf Anfrage nicht offenlegen will, dem ehemaligen Manager das Recht auf Mitsprache beim Drehbuch eingeräumt. Zudem sei Middelhoff zugesichert worden, er könne den fertigen Film vor Ausstrahlung sehen. Wieso das offenbar erst in letzter Minute auffiel, erklärt der WDR nicht, nur so viel: "Vereinbarungen wie diese widersprechen den journalistischen Grundregeln des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und sind für den WDR nicht akzeptabel."

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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