MDR: Briefkopf-Affäre:Sehr aufwendig

Erstaunlicher Vorgang: Warum gewährte Burda-Vorstand Philipp Welte dem eben erst geschassten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht einen Kredit über 30.000 Euro? Die bisherigen Erläuterungen zu dem Geschehnis klingen wenig überzeugend.

Dass es sich nicht nur um einen Missbrauch von Briefpapier handeln musste, lag nahe, nachdem der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) seinen Unterhaltungschef, Udo Foht, am Mittwoch dieser Woche suspendierte.

Briefkopf-Affäre: Neuer Skandal beim MDR

Mit der Suspendierung des Unterhaltungschefs Udo Foht (im Bild) dürften dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) weiter turbulente Zeiten ins Haus stehen. Wie der Sender versichert, ist Fohts mutmaßlicher Amtsmissbrauch durch hausinterne Untersuchungen aufgeflogen.

(Foto: dpa)

Der MDR, der die Staatsanwaltschaft Leipzig eingeschaltet hat und Foht außerdem vorwirft, "gegen Dienstanweisungen beziehungsweise seine Position" verstoßen zu haben, will bisher mit "Rücksicht auf die Ermittlungen" nicht im Detail informieren. Am Donnerstag der kommenden Woche soll es eine interne Anhörung des fristlos entlassenen Fernsehmanagers geben.

Erstaunliche Einzelheiten gibt es schon jetzt. An diesem Freitag bestätigte der Burda-Verlag (Focus, Bunte), dass sein Vorstandsmitglied Philipp Welte dem MDR-Mann einen Kredit in Höhe von 30.000 Euro gewährt hatte.

Die Welt hatte darüber und über ein Schneeballsystem Fohts berichtet. "Das ist definitiv eine rein private Angelegenheit von Philipp Welte, der einem langjährigen Bekannten in einer schwierigen Lage von seinem Familienkonto in bestem Glauben Geld geliehen hat", teilte das Münchner Unternehmen an diesem Freitag auf Anfrage mit.

Im März 2009 soll die Summe von einem Privatkonto Weltes auf das Geschäftskonto eines Weggefährten Fohts überwiesen worden sein. Der MDR habe laut Welt davon Kenntnis besessen. Foht, 60, habe erst im Juni dazu erklärt: Es habe sich um einen Produktionskostenvorschuss für eine zwölfteilige Sendereihe, eines ungewöhnlichen und aufwendigen Vorhabens, gehandelt.

"Konstruierter Zusammenhang"

Privatmann Welte finanziert öffentlich-rechtliches Programm? Dass der MDR - und an führender Stelle Unterhaltungschef Foht - auch für die Ausstrahlung des Burda-Medienpreises Bambi in der ARD verantwortlich ist, ordnet der Burda-Konzern als nicht auffällig ein.

In der offiziellen Stellungnahme wird eine Verbindung Foht-Welte-Bambi als "konstruierter Zusammenhang" bezeichnet. Die Bambi-Verträge seien langfristig und "wurden und werden nicht mit dem Unterhaltungschef des MDR, sondern mit dem Fernsehdirektor verhandelt und geschlossen".

Den MDR trifft die Affäre zu einem Zeitpunkt, als er sich nach der Millionen-Korruption beim Kinderkanal (für den der MDR innerhalb der ARD zuständig ist, es traten erhebliche Aufsichtsmängel zu Tage) neu aufstellen wollte. Intendant Udo Reiter wird im Herbst vorzeitig zurücktreten. Die Personalie Foht wird ihn allerdings noch sehr beschäftigen.

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